Hermannstadt – Gemessen an den Umsatzzahlen ist das Polisano-Konsortium eines der wichtigsten Unternehmen im Kreis Hermannstadt/Sibiu. Der Gruppe gehören beispielsweise mehrere Polikliniken in Hermannstadt, aber auch in Bukarest, das „Europäische Krankenhaus“ sowie Zentren für künstliche Befruchtung, eine Medikamentenfabrik und die Apothekenkette „Re]eta“ an.
Wie es in einer Pressemitteilung heißt, konnten die Ärzte des Krankenhauses im abgelaufenen Jahr 2015 einige bedeutende Erfolge feiern.
Im März gelang es erstmals einem rumänischen Chirurgen-Team erfolgreich einen Aorten-Umbau vorzunehmen. In der rund vierstündigen Operation wird das Aneurysma (Arterienerweiterung) an der Hauptschlagader entfernt und der Umbau der Basis der Aorta mittels einer Ringprothese vorgenommen. Dies ermöglicht dem Patienten die eigene Aortenklappe zu behalten und somit die Abhängigkeit von der nachträglichen medikamentösen Behandlung zu umgehen. Die Aorta, auch Hauptschlagader genannt, ist die größte Arterie des Körpers. Beim erwachsenen Menschen hat sie in der Regel einen Durchmesser von etwa 2,5 bis 3,5 cm und eine Länge von 30 bis 40 cm.
Darüber hinaus gelang dem sogenannten „Heart Team“, einem durch ausländische Ärzte verstärkten Spezialistenteam, im Oktober, einen Patienten mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen mittels der sogenannten Transkatheter-Aortenklappenimplantation (kurz TAVI) erfolgreich zu operieren, zum ersten Mal im osteuropäischen Raum. Bei der TAVI-Methode erfolgt anstatt einer konventionellen Herzklappen-Operation, bei der der Brustkorb des Patienten geöffnet wird, ein Katheter-Eingriff, bei dem die Herzklappenprothese von der Leiste aus in die verengte Herzklappe eingeführt und eingebaut wird.
Weiterhin gelang es den Spezialisten, ebenfalls zum ersten Mal in Osteu-ropa, eine biosynthetische Gefäßimplantation vorzunehmen sowie, erstmals in Rumänien, eine Rippenrekonstruktion aus Titanimplantaten.
Seit der Eröffnung des „Europäischen Krankenhauses“ im Jahr 2013 wurden in der Neurochirurgie mehr als 700 Operationen an Patienten durchgeführt, die an Erkrankungen des zentralen oder peripheren, also des außerhalb des Gehirns und Rückenmarks gelegenen Teils des Nervensystems leiden. Zu den herausragendsten Leistungen, so das Unternehmen selbst, gehören dabei Eingriffe an mehr als 30 Kindern, darunter auch Neugeborene, welche an Fehlbildungen des Nervensystems, dem sogenannten Wasserkopf (Hydrozephalus) oder Hirntumoren litten.
In die negativen Schlagzeilen geriet das Konsortium im Jahr 2012, als das Bukarester Kartellamt gegen mehrere Pharmaunternehmen, darunter auch Polisano, Kartellstrafen in einer Gesamthöhe von 12 Millionen Euro verhängte. Zwei Jahre später, im Juni 2014, beging Inhaber Ilie Vonica Selbstmord. Erst kurz zuvor war der Unternehmer aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft warf dem Unternehmer vor, Millionenbeträge widerrechtlich bei der Krankenkasse Bukarest abgerechnet zu haben.