Hermannstadt - Die bereits traditionelle Pressekonferenz nach dem Beginn einer neuen Parlamentssaison hielt der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ am Freitag im Forumshaus in Hermannstadt/Sibiu. Vorgestellt hat er wichtige Ereignisse aus seiner Tätigkeit als Vertreter der deutschen Minderheit in Rumänien sowie sie betreffende Fragen und kündete Besuche deutscher Politiker in Rumänien und Hermannstadt an. Zu Letztgenannten gehört jener des hessischen Landtagspräsidenten Norbert Kartmann, der Ende September an der Spitze einer CDU-Delegation aus Hessen zu einer mehrtägigen Visite kommen wird, sowie der letzte Besuch von Dr. h. c. Susanne Kastner als Bundestagsabgeordnete Anfang Oktober, da sie für kein weiteres Mandat kandidiert hat.
Als wichtiges Ereignis seiner Tätigkeit als Vertreter der deutschen Minderheit bezeichnete der DFDR-Abgeordnete das eineinhalbstündige Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, das die von Premier Victor Ponta geleitete Delegation beim Staatsbesuch in Berlin hatte, Delegation, der Ganţ angehörte. Angesprochen habe er Fragen betreffend die deutsche Minderheit und gebeten, die politischen Beziehungen auf Regierungsebene zwischen den beiden Staaten zu intensivieren. Er würde sich freuen, wenn der Innenminister des neuen Kabinetts, in dessen Aufgabenbereich nicht bloß die Frage über die Aufnahme Rumäniens in den Schengen-Raum sondern auch die Problematik der deutschen Minderheiten gehört, sowie der bundesdeutsche Wirtschaftsminister Rumänien und dabei auch Hermannstadt demnächst besuchen werden, sagte Ganţ. Der Repräsentant des DFDR vertritt die Parlamentsgruppe der nationalen Minderheiten in der von Ex-Außenminister Mircea Geoană präsidierten Sonderkommission für Schengen, die am Ende der vorigen Parlamentssaison konstituiert worden ist. In den kommenden Monaten werde er mit den Innenministern von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein Gespräche führen. „Wir tun, was wir können“, erklärte Ganţ und erinnerte daran, dass die Aufnahme in den Schengen-Raum politisch motiviert wird.
Was die deutsche Minderheit angeht, so teilte der DFDR-Abgeordnete mit, dass keiner der Schulleiter von Schulen mit deutschsprachigem Unterricht auf Grund von politischen Kriterien ausgewechselt worden ist. Als „besorgniserregendes Phänomen“ bezeichnete er den großen Andrang in deutschsprachige Vorschulklassen, worüber er mit Bildungsminister Pricopie sprechen werde. Das Interesse für die deutschen Schulen sei erfreulich, jedoch entstehen in einigen Ortschaften enorme Schwierigkeiten angesichts fehlender Räumlichkeiten und deutschsprachiger Erzieher. Es mangelt an qualifizierten Fachkräften, deren Muttersprache Deutsch ist, bzw. die ein fehlerfreies Deutsch unterrichten. Über eine Lösung dieses Problems befragt, meine Ganţ, die vorhandenen Lehrer müssten Sprachfortbildungen in Deutschland und/oder Rumänien besuchen und gab als Beispiel die vom Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache Mediasch angebotenen Veranstaltungen an, forderte jedoch ein größeres (auch finanzielles) Entgegenkommen von seiten der Schulbehörden für Lehrer, die daran teilnehmen wollen. Desgleichen müsse der Finanzierungskoeffizient für die Germanistik-Lehrstühle aufgewertet werden. Weitere Möglichkeiten, um den großen Andrang in deutschsprachige Vorschulklassen in den Griff zu kriegen, wäre ein Testen der Kinder vor der Einschulung, um jene, die keine Deutschkenntnisse besitzen, gar nicht erst anzunehmen. Ferner zog er in Erwägung, die Zahl der Klassen, in denen in rumänischer Sprache und zusätzlich Deutsch-Muttersprache unterrichtet wird, zu erhöhen. Der rumänische Staat müsse aber in dieser Problematik mehr Verantwortung übernehmen, das Deutsche Forum könne sie allein nicht lösen, forderte Ganţ.
Er kritisierte, dass in den vergangenen Jahren in Temeswar/Timişoara zum Beispiel keine Schulgebäude errichtet oder bestehende ausgebaut worden sind, zumal die alten Gebäude den heutigen Standards nicht mehr entsprechen. Er habe mit Minister Pricopie über die Möglichkeit einer Prioritätsachse Bildung für den EU-Haushalt 2014-2020 gesprochen und regte an, die rumänische Regierung solle mit der Europäischen Kommission Mittel für die Sanierung der Infrastruktur im Bildungs- und Gesundheitswesen aushandeln.