Erneut hochkarätiges Line-Up

Soft Machine macht bei der 55 Years Tour Halt beim Jazzfestival in Wolfsberg / Charles Lloyd auf Abschiedstournee

Wolfsberg – Die 26. Auflage des Gărâna-Jazz-Festivals beginnt am Donnerstag, dem 7. Juli, und umfasst in diesem Jahr vier Konzertabende/-nächte auf der Wolfswiese sowie eine spezielle Darbeitung rumänischer Künstler in der katholischen Steinkirche in Franzdorf/Văliug. Allein die Band Vandercris von Horea Crișovan, die vor einem Jahr erstmalig in Wolfsberg auftrat und dabei ihr Album „Amazing Trace“ präsentierte, gehört zum Line-Up des Hauptprogramms am Sonntag. Mehrere Musiker sind bereits öfter im Banater Bergland aufgetreten, so die Magnus Öström Band oder Charles Lloyd & The Marvels feat. Bill Frisell, die sogar am ersten Abend auf der Wolfswiese zu hören sein werden. Charles Lloyd war 2008 und 2013 beim Festival, Bill Frisell 2013 und 2017. Diesmal treten sie gemeinsam als The Marvels auf. Mit dieser Band haben sie bereits die CDs „I long to see you“ (2016, Blue Note), „Vanished Garden“ (2018, Blue Note, mit Lucinda Williams) und „Tone Poem“ (2021, Blue Note) herausgebracht. Es ist dies Charles Lloyds Abschieds-Tournee, also wahrscheinlich die letzte Gelegenheit ihn live auf einer rumänischen Bühne zu erleben.

Eine der berühmtesten und langlebigsten britischen Jazz-Gruppen, Soft Machine, hat in ihre Jubiläumstour zum 55-jährigen Bestehen auch einen Auftritt in Gărâna/Wolfsberg eingeplant. Mit dabei sind John Etheridge (Gitarre), John Marshall (Schlagzeug), Theo Travis (Saxofon) und Fred Thelonious Baker (Bass). Auf dem Programm stehen am Sonntagabend Werke von Hugh Hopper, Mike Ratledge, Karl Jenkins, aber auch zeitgenössische Kompositionen. Der letzte Festivalabend, der Sonntag, verspricht dem Festval ein fulminantes Ende zu bescheren, tritt erstmalig auch die isländische Band ADHD auf, mit Tómas Jónsson (Keyboard), Ómar Guđjónsson (Gitarre, Bass), Óskar Guđjónsson (Saxofon), Magnús Trygvason Eliassen (Schlagzeug), die als sogenannte „Jazz-Vikinger“ aus Reykjavík einen Mix aus Jazz, ambientaler Musik, Folk und Indie mitbringen.

Drei der Abende haben Länderschwerpunkte: Donnerstag Norwegen (mit dem Mathias Eick Quartet, dem Hĺkon Kornstad Quartet, dem Eivind Aarset Quartet und Per „The Bass Viking“ Mathisen’s „Heavy Weather“), Freitag Finnland (Kari Ikonen Trio, Alexi Tuomarila Trio, Verneri Pohjola Quartet) und Samstag Schweden(Magnus Öström Band, Svante Henryson - Back To Base). Dazwischen treten aber auch die Franzosen Alexandre Herer, Solo-Cellist Vincent Courtois und das Charley-Rose-Trio, die Liv Warfield Band (aus den USA), die australisch-französische-ungarische Frank Gambale All Star Band (mit einem der angeblich besten Jazz-Gitarristen weltweit, der am Samstag in Premiere beim Gărâna-Jazz-Festival zu hören sein wird), sowie das Cisnienie Quartet aus Polen mit experimentellen Jazz-Pop-Rock auf.

Die Veranstalter bleiben doch bis zum letzten Abend angespannt, denn bereits in Temeswar fiel beim JazzX-Festival der Auftritt von Ilhan Elshein wegen des gestrichenen Flugs aus New York aus, bei 22 Bands mit Teilnehmern aus Europa und den USA. Marius Giura, der geschäftsführende Vorsitzende der Kulturstiftung Jazz Banat, nennt auch bei dieser 26. Auflage die finanzielle Unterstützung durch die Kommunalverwaltung, lokal wie auch auf Kreisebene, nach wie vor als größte Herausforderung, da es keine konsequente Förderung gäbe und man teils für so ein großes Festival genau so viel/wenig Geld bekäme wie für eine Buchpräsentation. Andererseits gäbe es weiterhin Geld über das Ministerium für Kultur, über den Karascher Kreisrat, aber auch von der Stadt Temeswar über das Projektezentrum, bei dessen Ausschreibung man eine Teilfinanzierung gewonnen hätte.

Ein weiterer Partner des Wolfsberger Jazz-Festivals ist bereits seit knapp zehn Jahren das Deutsche Kulturzentrum Temeswar. Das unterstützt diesmal die Teilnahme des Arne Jansen Trios, sowie des Pianisten Michael Wollny aus Deutschland, der zusammen mit dem französischen Saxofonisten Emile Parisien (jüngst mit dem Deutschen Jazzpreis 2022 ausgezeichnet), dem Bassisten Tim Lefebvre aus den USA und dem deutschen Schlagzeuger Christian Lillinger am Samstagabend als XXXX auftritt.

Das Arne Jansen Trio aus Deutschland bringt einen doppelten Echo-Jazz-Preisträger (2014 und 2017) auf die Wolfsberger Bühne. Das Studium der Jazz-Gitarre absolvierte Jansen an der Universität für Künste in Berlin und bildete sich danach bei Pat Metheny, Mick Goodrick, John Abercrombie, Kurt Rosenwinkel und Philip Catherine weiter. Jansen war Mitglied des deutschen National Youth Jazz Orchestra und hat bisher mit mehreren Musikern zusammengearbeitet, so Nils Landgren, Benny Greb, Niels Klein, Eva Kruse, Gitte Haenning, Tim Fischer, Fitzwilliam String Quartet, Nils Wülker Group, Matthias Schweighöfer und Katja Riemann. Das Arne Jansen Trio brachte die Alben „The Sleep Of Reason – Ode To Goya“ (2013) und „Nine Firmaments“ (2016) heraus, die ebenfalls je einen Echo-Jazz-Preis erhielten.

Das Wolfsberger Jazz-Festival versteht sich auch als Unterstützer rumänischer Bands, zumal es diesen oft an den finanziellen Möglichkeiten fehle, sich international bekannter zu machen, sagt Marius Giura in einem Interview, das in „Dilema Veche“ erschienen ist. So treten auf der „Experimental Stage Empowered by UniCredit Bank“, vor amerikanischen und europäischen Journalisten, sowie Jazz-Festival-Direktoren an diesem Wochenende in der Franzdorfer Steinkirche auf: Vincent Courtois (Frankreich), Emil Gherasim (Fluidian), Eva-Maria Gîrlea (Debut-Auftritt), Adi Stoenescu Trio, Ionuț Dorobanțu & Alina Giurgiu, Nicolas Simion Trio – Crazy World und Cătălin Milea Sonoterra Ensemble. Hätten die Veranstalter mehr Geld zur Verfügung, würden sie gerne beispielsweise die Orgel der Kirche instand setzen (die sowieso schon repariert wurde), um den authentischen Sound mit in die Konzerte einfließen zu lassen, so Giura weiter. Tickets gibt es noch unter www.bilete.ro ab 140 Lei pro Abend oder als Festival-Abo für 520 Lei zu kaufen. Was die erwarteten Zuschauerzahlen betrifft, erhofft sich die Jazz-Banat-Stiftung wieder mehr Publikum, ohne jedoch an die Rekorde von 2007-2008, mit je 15.000 Zuschauer pro Abend zu denken. Immerhin sollten es mehr als die 2200 vom letzten Jahr sein, als man nicht mehr Publikum zugelassen hatte. Ungünstig sei derzeit die Infrastruktur, um überhaupt auf das Plateau am Fuße des Semenik zu gelangen, andererseits gäbe es auch weniger Unterkunftsmöglichkeiten, da etliche Pensionen in der Gegend wegen Corona dichtgemacht hätten, oder inzwischen nicht mehr das nötige Personal für den Betrieb hätten.