Hermannstadt – Der am Mittwochmorgen in der Hermannstädter Langgasse/Strada Lungă erschossene Bär sorgt weiterhin für Gesprächsstoff in Hermannstadt/Sibiu und nicht nur. Zu dem bedauerlichen Zwischenfall ist es gekommen, nachdem das rund sechs Jahre alte Tier, aus der Gegend von Răşinari kommend, rund zwei Stunden lang durch die Stadt geirrt war und erschrocken in verschiedenen Höfen der Unterstadt Zuflucht gesucht hatte. Letztendlich wurde es nach mehreren Betäubungsversuchen erschossen.
Tiberiu Ivancea, der Chefkommissar des Hermannstädter Kreisinspektorates der Polizei erklärte, dass die Entscheidung zur Erschießung des Bären von einem seiner Untergeordneten zum Schutz der Bevölkerung getroffen worden sei und dass er sie für richtig halte. „Einem der zwei anwesenden Tierärzten ist es gelungen, den Bären mit einem Betäubungspfeil zu treffen. Das Mittel hat jedoch auch nach einer halben Stunde keine Wirkung gezeigt,“ so Tiberiu Ivancea.
Cristian Roman, der Präfekt des Kreises Hermannstadt, bestritt eine Beteiligung seinerseits an der Entscheidung zur Erschießung des Bären angesichts der Tatsache, dass die Operation das Polizeiinspektorat koordiniert hat. Er erklärte, dass er die Empörung im öffentlichen Raum verstehe und die notwendigen Maßnahmen einleiten wolle, um die Festlegung eines klaren Verfahrens für solche Situationen auf Kreisebene zu ermöglichen.
Das Umweltministerium fordert dem Hermannstädter Polizeiinspektorat gegenüber eine gründliche Untersuchung der Umstände, wie der Bär in die Stadt gelangen konnte. Angesichts der Tatsache, dass die Hermannstädter Gegend nicht als von Braunbären bevorzugtes Habitat gilt, weist das Ministerium auf die Möglichkeit hin, dass der Zwischenfall die Folge illegaler Aktivitäten hätte sein können. Das Ministerium erklärte, bei der Sanitär-Veterinären Direktion des Kreises Laboruntersuchungen angefordert zu haben, die nähere Informationen zur Gesundheit des Tieres bieten und besagen sollen, ob es vor der Ankunft in der Stadt betäubt worden ist.
Sogar der Staatspräsident und vormalige Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis nahm anlässlich einer Pressekonferenz am Donnerstag Stellung zu den Ereignissen. „Ich habe mit Entsetzen die Bilder verfolgt, in denen ein Bär durch meine Stadt geht und einfach erschossen wird. Wie ist es möglich, dass das Inspektorat für Notfallsituationen oder die Lokalpolizei existieren, dass 50 Personen sich um den Bären versammeln und anstatt dass jemand den Bären betäubt, jemand entscheidet, ihn zu erschießen, weil er gefährlich sein könnte“, so der Staatspräsident. Er betonte auch, dass einfache und klare Prozeduren sowie gut ausgebildete Verantwortliche vonnöten sind, die in solchen Situationen eingreifen sollen.