Erste Pride-Parade in Großwardein abgesagt

Großwardein – Die Initiatoren der erstmalig in Großwardein/Oradea für den Zeitraum vom 7. bis zum 13. August organisierten Veranstaltungswoche der LGBT-Minderheit „Oradea Pride“ verzichtet auf die ursprünglich angesagte Pride-Parade wegen angeblichen Widerstands der Gesellschaft in den Sozialmedien. 

Die Ankündigung der ersten Pride-Parade in Großwardein über die Facebook-Seite der NGO „Ark Oradea“ traf Ende Juli auf Widerstand im Kommentarbereich des sozialen Netzwerks. Zudem wurden Petitionen unter petitieonline.ro gegen das Event eingereicht, darunter jene der örtlichen pentekostalen Gemeinde „Sfânta Treime“ (Heilige Dreifaltigkeit), die über 9000 Unterschriften sammelte.

Offline schlossen sich die Oberhäupter von sieben christlichen Konfessionen einer Widerstandsaktion gegen „Oradea Pride“ durch die Unterzeichnung eines gemeinsamen offenen Briefes an, der die Bürgerinnen und Bürger Großwardeins zur „Bekenntnis der Wahrheit“ aufruft. 

„Wir respektieren den Menschen und die Person in ihrer Ganzheit; Wir fördern keinen Hass gegen Menschen mit einer anderen Orientierung (...) Wir wollen diejenigen nicht erniedrigen, die andere Ansichten als wir haben und auch nicht die Freiheit von irgendjemandem einschränken, aber wir wollen einige klare Grenzen der Normalität ziehen, die Würde und Integrität des Menschen verteidigen und sicherstellen, dass die Lebensphilosophien der anständigen und überwältigenden Mehrheit nicht durch Interessen und Absichten außer Kraft gesetzt werden, die der Wahrheit, dem Guten und dem Schönen, die wir alle für unsere Kinder und Nachkommen suchen, fremd sind. (...)Es ist natürlich und selbstverständlich (...) dass Kinder möglichst unverfälschte Voraussetzungen für eine psychosomatische Entwicklung ohne ideologische Eingriffe haben und ihre Unschuld bewahrt wird.(...) Dies ist eine Botschaft und ein Aufruf zum Bekenntnis an alle Christen, die berufen sind, die Wahrheit zu bekennen. (…) Niemand ist von der Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen befreit. Heute wird nicht unser Kopf gefordert, sondern dass wir ihn zurechtrücken“. Etwa so lautet der Brief, den der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofronie Drincec, der römisch-katholische Bischof László Böcskei, der griechisch-katholische Bischof Virgil Bercea, der reformierte Bischof Bogdán Szabolcs János, der evangelisch-lutherische Stadtpfarrer Attila Mátyás, Pastor Mihai Micula, Vorsitzender der örtlichen Baptistengemeinde und Pastor Ioan Moldovan, Vorsitzender der pentekostalen Gemeinde in Großwardein unterzeichnet haben. 

Auf den Appell der Kirchenoberhäupter antworteten örtliche Kirchengemeinden, die auf den wichtigsten öffentlichen Plätzen Großwardeins täglich stattfindende religions-, bildungs- und kulturbezogene Ereignisse sowie Freizeitaktivitäten – insgesamt mehr als 50 – für den ganzen Monat August geplant und dafür Genehmigungen vom Bürgermeisteramt beantragt haben. Jene Anträge wurden alle genehmigt und bis Ende Juli erhielt das Bürgermeisteramt keinen Antrag für eine Pride-Parade. „Sollte ein solcher Antrag registriert werden, dann werde der Ausschuss für öffentliche Versammlungen darüber beschließen“, sagte Bürgermeister Florin Birta (PNL), der sich weiter zum Thema nicht äußerte, außer dass die Initiatoren von „Pride Oradea“ wahrscheinlich erkannt haben, dass das Event für Großwardein ungeeignet sei. 

Samuel Milian, Polizeichef und Mitglied im Ausschuss für öffentliche Versammlungen, erklärte wie-derum: „Wenn sich diese Veranstaltung (Anm.d. Red.: die Pride-Parade) und andere zeitlich und räumlich nicht überschneiden, gibt es keinen Grund, deren Abhaltung nicht zu genehmigen.“ 

Obwohl die Pride-Parade ausfällt, werden bis zum 13. August im Rahmen der ersten Ausgabe der Pride-Woche in Großwardein Gespräche, Ausstellungen, Filmvorführungen und Konzerte rund um die LGBT-Minderheit – jedoch nicht ohne Hindernisse – organisiert. Diese sollten zwar im MA Hub neben dem Ion. C. Brătianu-Park stattfinden, aber wegen der Zurückweisung des Eigentümers des Gebäudes musste der Austragungsort der Ereignisse auf den Ausstellungsraum „Lokal“ (Str. Aurel Lazăr Nr. 1) verlegt werden.