Hermannstadt – Lange war die Kirche in Braller/Bruiu nicht mehr so gut besucht wie am späten Mittwochvormittag. Pfarrer Michael Reger aus Kerz/Cârţa konnte sogar eine große Gruppe Agnethler begrüßen, die einen Tag in den Dörfern des Krautwinkels verbrachte. In den letzten Jahren fanden in der Kirche nur noch unregelmäßig Gottesdienste statt. Erst 2013 hat die Heimatortsgemeinschaft begonnen die Kirchenburg wieder instand zusetzen und zu pflegen. „Die Zeit war einfach reif“, sagt Emmi Mieskes, die in jenem Jahr zusammen mit 14 Mitstreitern angepackt hat. Kirche und Pfarrhaus wurden aufgeräumt, die Stufen der Kirchturmtreppe gefegt und der Burghof gereinigt. Nach zwei Wochen wurde mit rund 120 Personen aus den Dörfern des Krautwinkels und gar aus Hermannstadt Gottesdienst und das erste Treffen im Heimatort gefeiert. Seit vier Jahren kommen Mieskes und andere Braller regelmäßig zu Arbeitseinsätzen nach Braller. Es wurden ein Wasseranschluss in die Burg gelegt, da innerhalb der Wehrmauer kein Brunnen vorhanden ist und auch die Burghüterwohnung wurde saniert.
Begrüßen durften die Braller neben den Agnethlern auch die „Reinhardt-Reißner-Band“. Die Blaskapelle aus Neuburg an der Donau in Oberbayern gibt in diesen Tagen in den verschiedensten sächsischen Dörfern Gastspiele. In Braller führten die Musiker den kurzen Marsch zum Gemeindehaus an und gaben auch vor der Kirche, nach dem Ende des Gottesdienstes, ein Platzkonzert. Am Gemeindehaus selbst wurden bei Bier und Mici Geschichten von einst erzählt. Bisher trafen sich die Braller immer in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart, doch nach Emmi Mieskes war das erste nicht zugleich das letzte Sommerfest im Krautwinkel. Die Braller Kirchenburg wurde am Ende des 13. Jahrhunderts errichtet und durch den Abriss der Seitenschiffe sowie dem Neubau mit Emporengeschoss und Anbau einer Apsis stark verändert. An der südlichen Fassade ist noch eine romanische Türeinfassung mit Rundbogen erhalten. Einst soll die Kirchenburg durch zwei Ringmauern verstärkt gewesen sein und der Burghof 500 Bewohnern Platz geboten haben. Die älteste urkundliche Erwähnung von Braller findet sich in einer Urkunde vom 1. Mai 1307. Der prächtige Marienaltar wurde bereits vor fast zwanzig Jahren nach Heltau/Cisn˛die gebracht, das Dorf zählte damals nur noch zehn Gläubige. Heute schmückt als symbolischer Ersatz ein Altarbild im Maßstab 1:1 die Kirche, Emmi Mieskes ließ es 2013 in Deutschland drucken. Eine Handvoll Sachsen wohnt noch immer im Dorf.