Hermannstadt - Es faschingte sehr, auch in Hermannstadt/Sibiu, am vergangenen Wochenende. Personen allen Alters bewiesen dabei, dass sie trotz der Generationenunterschiede eines gemeinsam haben – die Lust zu feiern.
Zu eng war es am Freitagnachmittag in dem ansonsten gar nicht kleinen Speisesaal im Dr. Carl-Wolff-Altenheim. An den im offenen Karree aufgestellten Tischen saßen lauter unbekannte Gestalten: eine Königin, ein Bär, ein rumänischer Hirte, eine Erdbeere, und viele Phantasiegestalten. Auch heuer hatten die Heimbewohner sowie die Pflegerinnen und Pfleger es sich nicht nehmen lassen den traditionellen Fasching gründlich vorzubereiten und dann ausgelassen zu feiern. Wie bei jedem Fest im Altenheim sorgte Adrian Orlea mit seinen Schlagern für beste Stimmung und erneut wurde bewiesen, dass eine Gehbehinderung oder ein Rollstuhl kein Hindernis sind um zu tanzen.
Am Freitagabend setzten die älteren Jahrgänge des Brukenthalgymnasiums den Faschingsmarathon in der Aula des Gymnasiums fort. Dabei unternahmen Schüler der neunten bis zwölften Klassen eine dreistündige Weltrundreise. Jede der insgesamt 16 Klassen musste ein Land vorstellen. Da waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Mit viel Witz, Gesang, Tanzeinlagen und ausgefallenen Kostümen ging eine Präsentation in die nächste über. Kein einziger Klassenlehrer entging der Ehre mitzumachen. Als Cleopatra, der vielarmige Gott Shiva, Juan Montoya auf dem Dreirad, Albert Einstein oder zweifelhaft schöne Miss Brasilia verkleidet, machten die Lehrer sichtlich vergnügt mit.
Die Schülerinnen und Schüler legten sich richtig ins Zeug und zeigten ihre vielseitigen Talente, welche während der Stunden oft nicht zum Vorschein kommen dürfen. So bekam Teodora Ciocănea minutenlangen Applaus für die mehr als gelungene Interpretation des Hits „I will always love you“ von Whitney Houston. Begeistert wurden auch die rumänischen und sächsischen Volkstänze aufgenommen. Der Auftritt der spontan gegründeten Balletttruppe des Brukenthalgymnasiums, in der alle Rollen von jungen Männern getanzt wurden, stand der Leistung des Hermannstädter Balletttheaters in Nichts nach. Im Großen und Ganzen zeigten die Teilnehmer beträchtliche Kenntnisse über die von ihnen vorgestellten Länder. Vor allem aber wussten sie diese mit viel Humor und Körpereinsatz zu präsentieren.
Am Samstagabend versammelten sich im Spiegelsaal des Forumshauses die Mitglieder des Hermannstädter Bachchors zu ihrem Fasching. Hier ging es etwas ruhiger, aber nicht weniger lustig und begabt vor. Einige Chormitglieder bewiesen, dass sie nicht nur im Chor, sondern auch als Solisten ein Gesangstalent sind: Anamaria Gândilă und Alexia Tobă stellten dem anspruchsvollen Publikum ihr Können vor. Auch das in sehr engen Kreisen bekannte Männerquartett trat mit einer Weltpremiere auf: geboten wurde das Zwiegespräch von Paul Richter. Den Vortrag des Märchens vom Rotkäppchen, von mehreren Chormitgliedern auf Brukenthal-Deutsch, Studenten-Deutsch usw. erzählt, unterbrachen die Faschingsteilnehmer mit Lachanfällen. Die Sopranistin Elisa Gunesch versuchte den Anwesenden die Psychologie der Frau in zwei Szenetten näher zu bringen. Ansonsten wurde viel getanzt und geredet. Letzteres genoss man, da dies während der Chorproben nicht gestattet ist.