Hermannstadt – Historiker Dan Nanu vom Mit-arbeiterstab der Astra-Bibliothek Hermannstadt/Sibiu bat Montagnachmittag, am 20. September, im Erasmus-Büchercafé mehrmals um Verzeihung dafür, dass die rumänische Übersetzung des über 100 Jahre alten Handbuches „Die Siebenbürgische Küche“ von Elise Fröhlich nicht draußen im Hof des Begegnungs- und Kulturzentrums „Friedrich Teutsch“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien vorgestellt werden konnte. Ein trüber Herbstregen versalzte dem Kochbuch mit hartem Deckel des Ar-manis Verlages die Präsentation unter freiem Himmel. Eigentlich hatte Dan Nanu gehofft, am Ende der Buchvorstellung zur Verkostung einer vor Ort frisch zubereiteten Kleinmahlzeit einladen zu können. Leider mussten Gastgeber und Zuhörer sich mit dem Sprechen über kulinarische Genussmomente begnügen.
Das 380 Seiten starke Buch „Bucătăria transilvăneană“ schickt sich an, das Rennen auch ohne Feuertaufe zur Stunde seiner Vorstellung zu bestehen. Es enthält über 1400 Rezepte, die ihren Siegeszug im Herbst 1897 antraten und 1910 in bereits fünfter Auflage gedruckt wurden. Der Tod von Autorin Elise Fröhlich im Februar 1901 nach der Entbindung ihres dritten Kindes mag die Nachfrage nach dem Kochbuch zu einer Zeit, als noch in gotischen Buchstaben gedruckt und gelesen wurde, bestimmt deutlich erhöht haben. Zurecht stolze Besitzerin eines originalen Exemplars aus dem Druckjahr 1910 ist die Astra-Bibliothek Hermannstadt. Die zündende Idee, es in die rumänische Sprache zu übertragen, hat Tourismus-Unternehmer Cristian Cismaru 2019 angesprochen. Dass der Verein der „Freunde der Astra-Bibliothek“ und das Forschungszentrum „Andrei Oțetea“ derselben Einrichtung im Jahr Hermannstadts als Gastronomische Region Europas hiervon aufmerksam Notiz nahmen und Ruxandra St²nescu als Übersetzerin in Aktion trat, rührt nicht von ungefähr. Die Buchvorstellung am sauer verregneten Herbstnachmittag war ausgebucht.
Wie überhaupt alle Speisen wurden in der Vorkriegszeit wohl auch Elise Fröhlichs deftig-süße „Männer-Launen“ (rumänisch: „Toane bărbătești“) ausschließlich von Frauenhand zubereitet. Im Erasmus Büchercafé dagegen war ein Publikum zur Stelle, das mehr als zur Hälfte aus Männern bestand. Benjamin Józsa, Geschäftsführer des DFDR, legte das druckfrische Kochbuch dem starken Geschlecht tatsächlich ans Herz. Ingenieur und Unternehmer Octavian Isailă, Geschäftsführer der 2005 wiedergegründeten Mediascher Edel-Keltereien Ambrosi und Caspari, schenkte zum Schluss ein paar Flaschen Weißwein aus.