Die Fanfare Ciocârlia wurde 1996 in Rumänien gegründet und präsentiert im November ihr Jubiläums-Album „It Wasn’t hard to Love You”. Die eigentliche Jubiläumsveranstaltung fand vor einem Jahr statt. Die Band konnte jedoch aufgrund der pandemischen Situation nicht so lautstark feiern. Das Jubiläums-Album lieferte trotzdem ganz fristgerecht im vergangenen Herbst anlässlich des damaligen 25. Jubiläums ein ultimatives Kulturprogramm für den tönenden Heißhunger der Fans. Fanfare Ciocârlia aus Rumänien ist längst weithin bekannt und zwar weltweit. Im November gibt die Band sechs Konzerte in ihrem Heimatland. Ob der Erfolg dieser eindrucksvollen Formation vor Urzeiten so beabsichtigt war, ist eher unwahrscheinlich.
Rückblick: Wir reisen zurück ins Rumänien der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. In dieser Umbruchphase voller Unstetigkeit stolperte ein Rastloser bis kurz vor die moldawische Grenze. In dem Dorf Zece Prăjini entdeckte der spontan Suchende fast im Vorbeigehen nur noch manchmal musizierende Männer vom Romastamm der Ursari. Was für ein Moment im Dasein des Reisenden, der vorab vielleicht sehr die Einsamkeit liebte! Archaische Schlichtheit mit belebenden Akkorden und ohne irgendwelche Notenkenntnisse der handelnden Akteure berührten einfach die Seele.
Zündende Ideen entstanden sofort im Kopf des von ganz anderswo her Gekommenen. Im Frühjahr 1997 folgte die erste Tournee: zehn Konzerte in vierzig Tagen. Anwesende zeigten sich überall – wo diese künstlerische Entdeckung gastierte – elektrisiert. Klarinetten, Trompeten, Bariton, Tenor, Flügelhorn, Pauke, Tuba – es war einfach nur genial. Überall testeten extrem feurig blasende Roma die sich als wenig sinnvoll erweisenden Geschwindkeitsbegrenzungen unserer bisherigen musikalischen Vorstellungswelten. Klar, Fans stampften heftig, hüpften manchmal meterhoch, jubelten immer frenetisch, forderten konsequent und kraftvoll Nachschlag ein und verlangten wohlwollend nach viel mehr solcherart Balsam.
Kurz danach buchte ein Radiosender dieses wunderbar eindrucksvolle Notenpaket für ein Weltmusikfestival. Es war der Durchbruch und der Auftakt für eine vorab nicht planbare Sensation. Innerhalb weniger Jahre enterten nun ein Dutzend Leute vom Rande des Balkans viele große Bühnen. In Europa, in Amerika, in Australien, in Japan usw.
Der Sound veränderte sich zwar in dem Vierteljahrhundert stetig, aber die vielschichtigen Wurzeln des Gesamtkunstwerkes blieben stets spürbar und wurden niemals verleugnet. Frischluft-Moderne freundete sich mit dem pittoresken Sammelsurium traditioneller Melodien an.
Die Instrumentalisten vergessen live oder im Studio oftmals den Boden unter sich und landen flugs in anderen Sphären. Genauso ist auch das jüngste Album der Fanfare Ciocârlia konzipiert. Mehrere Sprachen, ein reichhaltiges Instrumentarium, massive plus abrupte Geschwindigkeitswechsel, dynamische Übergänge, frohlockende Gesänge liefern unerbittlich immer wieder andere, aber durchweg extrem belebende Klangbilder. Kurzum: Reichliches Notenfutter für grenzenlose sowie pralle Genuss- und Daseinsfreude.
Die Fanfare Ciocârlia kann unter records@asphalt-tango.de oder www.asphalt-tango.de für Konzerte gebucht werden. Die Tournee in Rumänien startet am morgigen Mittwoch und enthält folgende Termine:
23.11. Ploiești im Kulturhaus
24.11. Bacău im Sommertheater
25.11. Jassy im „Victoria”-Kino
26.11. Galați im Nationaltheater „Nae Leonard“
28.11. Klausenburg im „Florin Piersic“-Kino
29.11. Hermannstadt im „Ion Besoiu“-Kulturzentrum
30.11. Bukarest im Rapsodia Saal