Hermannstadt – Zum Reformationstag hielt der Kerzer Pfarrer Michael Reger am vergangenen Montag den jährlichen Gottesdienst auf Sächsisch in der Michelsberger Evangelischen Kirche. Die Reformation brachte mit sich, dass anstatt des Lateinischen die Muttersprache im Gottesdienst eingeführt wurde. Zeitweise wurden die Gottesdienste in den kirchlichen Gemeinden nicht auf deutsch, sondern in der sächsischen Mundart, die den Zuhörern meist geläufiger und vertrauter war, abgehalten. Der Festgottesdienst wurde an der Orgel von Rotraut Barth begleitet und vom Posaunenchor aus Bühlenhausen (in der Nähe von Ulm) unter der Leitung von Tobias Schmid musikalisch ergänzt. Anschließend hielt der Hermannstädter Pfarrer Wolfgang Rehner einen Vortrag zur Geschichte der Reformation sowie zu den im Laufe der Zeit bedeutsamsten Würdigungen der Reformation in Siebenbürgen, und schloss seine Rede mit Bezug auf die Gegenwart ab: „Wenn wir uns nun anschicken, das Jahr 2016 als Jubiläumsjahr der Reformation zu feiern, so tun wir das nicht nur mit Stolz auf unsere protestantische Vergangenheit, sondern auch im wehmütigen Bewusstsein von Fehlern und Irrtümern.
In den Herausforderungen unserer Zeit, die parallel gehen mit manchen Verunsicherungen auf dem Gebiet von Glaube und Kirche, empfinden wir deutlich den Ruf zur Einheit der Christen und streben über die Schranken konfessioneller Trennung hinweg nach einem gemeinsamen christlichen Zeugnis. Dabei frage ich mich aber immer wieder: Sind wir uns unserer Sache als Evangelische Christen gewiss und bringen wir der Welt die seligmachende Botschaft, oder verstecken wir uns hinter einem großen Schaum von Worten und Events?“ Viele Gäste aus Hermannstadt und Umgebung fanden sich zum feierlichen Anlass ein. Zum Abschluss gab es im Gemeindesaal des Pfarrhauses von Seiten der Michelsberger Gemeinde Brote mit „Gehacksel“, einem traditionellen Speckaufstrich, und Getränke.