Festival der Banater Schnäpse

Eine hochpolitisierte 20. Ausgabe mit PNL-Prominenz in Herkulesbad

Herkulesbad – Die 20. Ausgabe des Herkulesbader „Festivals der Bana-ter Schnäpse und der traditionellen Banater Speisen“ wurde auch in diesem Jahr vom Kreiszentrum zur Wahrung und Förderung der Traditionellen Kultur Karasch-Severin organisiert und moderiert. In den Vordergrund stellte sich der Leiter des Zentrums, Ioan Benga, ein Ex-PSD-Abgeordneter und ehemaliges Mitglied diverser Rumänisch-Banater Volkstanzensembles.

Hauptgäste waren auch in diesem Jahr zahlreiche Politiker von mehr oder weniger gutem Ruf und großer Bedeutung, 2021 vor allem aus dem Lager der regierungsbildenden PNL, deren Kreisorganisation am selben Tag in Herkulesbad ihre Strategietagung zu den anstehenden parteiinternen Wahlen abhielt und damit die Lager beider Anwärter auf den Parteivorsitz nach Herkulesbad gelockt hatte.

Demzufolge gab es Hochrufe und musikalisches „Hoch soll er leben“ für den amtierenden PNL-Landesvorsitzenden Ludovic Orban, für den PNL-Vizepräsidenten und Europaparlamentarier Rareș Bogdan (während des Tuschs fiel der Strom aus – und also auch die Verstärkeranlage ...) und für einige PNL-Abgeordnete aus Karasch-Severin, selbstverständlich auch für Senator und Ex-Innenminister Ion Marcel Vela.

Dabei waren nahezu drei Dutzend Produzenten aus dem ländlichen Raum (vorwiegend aus dem Temesch-Cerna-Durchbruch – aus den Gemeinden Teregova, Doma{nea und Armeni{ - und aus der Streugemeinde Cornereva und deren drei Dutzend Weilern), die sich mit Pflaumen-, Kirsch-, Pfirsich-, Apfel-, Birnen- und Quittenschnäpsen und Waldfruchtlikören mit mehr oder minder langer Reifezeit in Maulbeerholz-, Akazien-, Buchen- oder Eichenfässern präsentiert hatten und dazu in rauen Mengen geräucherten Speck, Räucherfleisch, Bratwurst, Leber- und Blutwurst von frischgeschlachteten Schweinen sowie eine Vielzahl ortsspezifischer Käsesorten (aus Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch), aber auch Hausbrot und Herbstfrüchte, Marmeladen und sauer eingelegtes Gemüse sowie Honig zum Verkauf mitbrachten.

Aus dem Rahmen fielen – ohne allerdings von den Käufern ignoriert zu werden – die Verkaufsstände von Coca- und Pepsi-Cola und den sonstigen Erfrischungsgetränken der beiden Weltkonzerne sowie von Red Bull. Solch aus dem vorgegebenen Rahmen Fallendes müsste eigentlich dem Leiter eines Kreiszentrums zur Wahrung und Förderung der Traditionellen Kultur Karasch-Severin als Erstes auffallen. Die anwesenden Medien haben es sofort negativ vermerkt.

Gegen Ende der Veranstaltung fiel der einzige ausländische Anbieter, ein Serbe aus dem Banat südlich des Donaulaufs, auf, der verzweifelt versuchte, seinen Schnaps bis auf den letzten Tropfen loszuwerden, weil ihm die Zollregelungen zwischen Serbien und Rumänien es unmöglich machten, aus Rumänien mehr als einen Liter Alkohol nach Serbien „einzuführen“. Die große Stunde der Schnäppchenjäger.

Sämtliche Medien, die über die 20. Ausgabe des Herkulesbader Festivals berichteten, fanden einer-seits, dass die Zahl der angereisten Produzenten/Anbieter in diesem Jahr ziemlich weit hinter der anderer Jahre zurücklag und dass es erhebliche organisatorische Mängel und Vorbereitungslücken gab (zum Beispiel gab es fast keine Werbung unter den Touristen und Kurgästen), andrerseits, dass das Volksmusikprogramm des Ensembles, das vom Kreiszentrum zur Wahrung und Förderung der Traditionellen Kultur Karasch-Severin finanziert wird, tadellos war. Zudem sollen die Schnäpse und die traditionellen Speisen von höchster Güte gewesen sein...