Klausenburg (ADZ) – Der Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses des ungarischen Parlaments, Zsolt Németh, hat Mitte dieser Woche in Klausenburg/Cluj-Napoca erklärt, dass den in Rumänien lebenden Jugendlichen ungarischer Nationalität die rumänische Sprache nicht richtig beigebracht werde und dass diese deshalb dem rumänischen Hochschulwesen fern bleiben. Die ungarische Minderheit von 1,2 Millionen Menschen würde sieben Prozent der Bevölkerung Rumäniens darstellen, doch nur zwei Prozent der an rumänischen Universitäten immatrikulierten Studierenden seien ungarischer Nationalität, sagte Nemeth.
Der Fidesz-Politiker beteiligte sich in Klausenburg an der 20. Gründungsfeier der ungarischsprachigen Sapientia-Universität. Diese wurde 2001 in privater Trägerschaft gegründet, erhält jedoch großzügige finanzielle Unterstützung durch die Budapester Regierung.
Németh sagte ferner, dass größere Anstrengungen notwendig seien, um ungarischen Kindern die rumänische Sprache beizubringen. Andererseits beklagte er die Tatsache, dass die ungarische Minderheit in Siebenbürgen noch immer über keine eigenständige staatliche Universität verfüge. Dies sei eine Absurdität und stelle eine Form der Diskriminierung dar. An der Klausenburger Babeș-Bolyai-Universität sowie an der Universität für Medizin und Pharmakologie in Neumarkt/Târgu Mureș gäbe es noch immer keine entscheidungsunabhängigen ungarischsprachigen Abteilungen, dies sei für Németh ebenfalls zu beklagen. Die Sapientia-Universität erfülle eine Pflicht, die eigentlich dem rumänischen Staat zukomme, sodass es ausschließlich eine politische Frage sei, ob der rumänische Staat diese Einrichtung finanziell unterstützt oder nicht. Solange aber die Ungarn in Siebenbürgen rumänische Steuerzahler seien, haben sie das Recht auf eine staatliche ungarischsprachige Universität, so die Meinung des Budapester Politikers. Der rumänische Staat werde die Sapientia-Universität nur dann unterstützen, wenn er auch eine weit verfasste Autonomie zulassen werde.
Der Rektor der Sapientia-Universität, Márton Tonk, sagte aus selbem Anlass, dass diese Universität das ungarischsprachige Hochschulwesen in Siebenbürgen aus seiner hoffnungslosen Lage befreit habe, allein im Medizinbereich müsse sich noch einiges ändern. Die Uni sei jedoch bereit, in der medizinischen Ausbildung tätig zu werden, auch wenn es hierzu der Zusammenarbeit mit der nationalen Krankenkasse, mit Krankenhäusern und Kliniken notwendig sei.
Die Frage einer unabhängigen ungarischsprachigen Universität in Siebenbürgen hatte die Öffentlichkeit Ende der 1990er Jahre verstärkt beschäftigt und die rumänisch-ungarischen Beziehungen erheblich belastet. Die Mitterechtsregierung der Jahre 1996 bis 2000 akzeptierte damals die Forderung des Ungarnverbands jedoch nicht und wies auf die Tatsache hin, dass es an den staatlichen Universitäten in Klausenburg und Neumarkt zahlreiche ungarischsprachige Studiengänge gibt. Daraufhin gründeten das Reformierte Bistum vom Königstein/Piatra Craiului in Großwardein/Oradea die Partium-Universität und die Gemeinschaft ungarischsprachiger Glaubensgemeinschaften in Siebenbürgen die Sapientia-Universität, die über drei Standorte verfügt: Klausenburg, Neumarkt und Szeklerburg/Miercurea Ciuc.