Temeswar (ADZ) – Der von Verkehrsminister Sorin Grindeanu auf die Abschussliste gesetzte Direktor des Temeswarer Internationalen Traian-Vuia-Flughafens, Dorel Grădinaru, hat am Mittwoch auf die Kritik seines Dienstherrn reagiert und in einer Pressekonferenz gesagt, dass er seine Kündigung nicht eingereicht und auch nicht einreichen werde. Er habe seine Sachen nicht gepackt und sei nicht abgehauen, wie Grindeanu es bei seinem Besuch am Wochenende durchblicken gelassen hatte. Zwar sei er von seinem Posten als Generalinspektor der Flugaufsicht des Innenministeriums nach Temeswar abkommandiert worden und würde es vorziehen, bei seiner Familie in Bukarest zu sein, doch werde er seinen Dienst weiterhin tun, zumindest bis ihm der Verkehrsminister klar sage, was er ihm vorzuwerfen habe. Der Kabinettschef des Verkehrsministers habe ihn mehrmals zu Gesprächen eingeladen und ihm den Rücktritt nahe gelegt, doch davon wolle Grădinaru nichts wissen. Er könne nicht mit gesenktem Haupt weggehen, sich selbst habe er nichts vorzuwerfen. Auch würde es nicht den Tatsachen entsprechen, wenn der Minister das eine oder andere am Airport bemängele, diese Pannen hätte man längst behoben. Dafür habe er sich eingesetzt und den zuständigen Verwaltungsdirektor entlassen. Problematisch sei aber, dass dieser ehemalige Verwaltungsdirektor ein enger Freund von Grindeanu sei, die beiden würden gemeinsam auf Urlaub fahren, sagte Direktor Grădinaru.
Auf die Frage, warum das Angebot des Flughafens so gering sei und warum nicht bei den Fluggesellschaften für die Einführung neuer Ziele geworben werde, antwortete Grădinaru mit der für einen aus Bukarest entsandten Beamten üblichen Arroganz: Ein cleverer Bursche vom Flughafen habe eine Studie gemacht, die er, Grădinaru, sich näher angeschaut habe. Dabei habe er festgestellt, dass „ihr“ (also die Temeswarer, Anm. d. Red.) kein „besonderes Angebot an Festivals und anderen Events vorzeigen könnt“ und auch nicht so viele Banater im Ausland arbeiten. In Klausenburg/Cluj-Napoca sei es anders; dort, so glaubt Grădinaru, gäbe es ein reichhaltigeres Veranstaltungsangebot und aus den siebenbürgischen Kreisen würde es auch viel mehr Leute geben, die in Westeuropa arbeiten. Im Banat pflege man einen anderen Lebensstil, die Bürger würden nicht in Scharen wegziehen. Eigentlich gefalle ihm das schon, es gehe hier nicht zu wie in der Moldau, zum Beispiel, wo die Arbeitsmigration hoch sei, sagte Grădinaru. Und dann würden ja alle Fluggesellschaften um Finanzhilfen, Preisnachlässe und Subventionen bitten, die Möglichkeiten des Airports seien da begrenzt. Natürlich habe auch er mit mehreren Flugkonzernen verhandelt, aber in diesen Zeiten würden nur wenige etwas riskieren wollen. Gespräche mit Turkish Airlines könnten sich demnächst konkretisieren. Auch habe man sich bemüht, eine Verbindung nach Toulouse in Südfrankreich zu eröffnen, doch auch dies erweist sich vorerst als schwierig. Jedenfalls glaube Grădinaru, dass sich die Dinge von selbst regeln und sich die Fluggastzahlen schnell erholen werden, wenn die Pandemie vorüber sei. Das sei allein aus der Wirtschaftskraft der Region und den zahlreichen ausländischen Unternehmungen zu schließen. Ihn freue natürlich sehr, dass sich der Frachtverkehr seit Ausbruch der Pandemie verdoppelt habe, auch beim Personenverkehr werde eine Erholung eintreten.
Auf Gerüchte hingewiesen, wonach die ungarische Billigfluggesellschaft Wizzair, die derzeit das breiteste Flugangebot anbietet, den Standort Temeswar aufgeben könnte, sagte Grădinaru, dass er dazu keinen Kommentar machen könne. Wenn dies geschehen sollte, dann wäre bestimmt nicht nur Temeswar davon betroffen, sondern auch andere Wizzair-Standorte.
In der Zeitspanne Januar – November verzeichnete der Temeswarer Flughafen insgesamt 575.000 Fluggäste. Zwar entspräche dies einem Zuwachs von 25 Prozent im Vergleich zu 2020, im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019 seien die Zahlen um 61 Prozent zurückgegangen. Eine Steigerung im Vergleich zu 2019 konnte man bei den Charterflügen verzeichnen, allein im Juni 2021 stiegen 76.000 Reisende in eine Chartermaschine, das seien 19 Prozent mehr als im Juni 2019. Gegenwärtig werden von Temeswar aus folgende Ziele angeflogen: London, Brüssel-Charleroi, München, Frankfurt, Memmingen, Dortmund, Karlsruhe/Baden-Baden, Frankfurt-Hahn, Rom, Treviso, Bergamo, Bari, Bologna, Madrid, Valencia, Barcelona und Bukarest.