Reschitza – Das Schicksal der 2500 Arbeitnehmer von Slatina und Reschitza – die beiden rumänischen TMK-Artrom-Werke mit russischem Kapital – steht weiterhin und trotz aller Versicherungen des Regierungschefs und seiner Minister für Wirtschaft, Soziales und Finanzen auf der Kippe: da die Werke wegen gesperrter Konten weder Rohstoffeinkäufe tätigen noch ihre Produkte verkaufen können, werden sie faktisch binnen Kurzem gezwungen sein, zu schließen. Ohne dass deswegen noch eine extra Order der Regierung oder eines der erwähnten Ministerien nötig wäre.
Das erklärte der Leiter der „Vatra“-Gewerkschaft des Reschitzaer TMK-Stahlwerks, Iosif Ciuciuc, vor protestierenden Mitgliedern, denen nichts übrigbleibt, als zu protestieren und sich insgeheim nach einem anderen Arbeitsplatz umzuschauen. Ciuciuc ging sogar noch etwas weiter: er sprach von einer möglichen Pfändung des gesamten Vermögens – Aktiva wie Passiva - der beiden TMK-Werke. „Wir sind blockiert! Wir erwarten, dass im nächsten Schritt die Fabrik geschlossen wird!“
Die Blockade gehe sogar so weit, dass kein Fahrzeug des Reschitzaer Stahlwerks das Stadtgebiet verlassen darf. Und das trifft unter Umständen sogar die Stadt Reschitza als Ganzes, auch wenn es manchmal ins Bizarre ausartet. Denn alle Trinkwasserreserven der Stadt befinden sich in der Stauseekette an der Bersau, oberhalb der Stadt, von wo das Werk der Siedlungswassergesellschaft AquaCaraș das Rohwasser verkauft, mit dem die Stadt über das Wasserwerk mit Trinkwasser versorgt wird. Als dieser Tage beim Stausee Grebla eine Havarie passierte, konnten die Instandhaltungsteams von TMK nicht hinfahren, weil sie mit den Werksfahrzeugen die Stadt nicht verlassen durften.
„Wir haben immer noch volles Verständnis für alle Sanktionsmaßnahmen der EU gegen Russland als Aggressorstaat“, sagte Ciuciuc, „aber wir haben den Anspruch, dass auch unsere Situation auf Verständnis stößt. Wir sind immer noch guter Hoffnung, dass die Dinge positiv erledigt werden können. Inzwischen bekommen wir aber auch in dieser Richtung keine Zusicherung mehr von den Entscheidungsträgern.“
Für das Wochenende hat die Gewerkschaft „Vatra“ weitere Protestkundgebungen vor der Reschitzaer Präfektur angekündigt. Kommende Woche wollen die Gewerkschaftsmitglieder zu Protesten nach Bukarest fahren: „Wenn die unsere Rechte mit Füßen treten, so wollen wir doch nicht die Gesetze mit Füßen treten. Wir warten auf die Genehmigung der Protestkundgebung in Bukarest.“