Hermannstadt – Vier Tage vor dem Datum des Auferstehungsfestes nach dem Ritus der Westkirche empfing Hermannstadt/Sibiu, Austragungsort des informellen Gipfeltreffens der Europäischen Union am 9. Mai laufenden Jahres, Karrierediplomaten, Kunstkuratoren und Berufsfotografen aus mehreren EU-Mitgliedsstaaten, Medienvertreter sowie führende Regional- und Lokalpolitiker im Erdgeschoss des lokalen Nobelhotels „Zum Römischen Kaiser“ (Impăratul Romanilor) auf der Heltauergasse/Nicolae Bălcescu zur Eröffnung der Fotoausstellung „Another Europe. O altă Europă“ (Ein anderes Europa), deren großformatige Exponate bis einschließlich Donnerstag, den 16. Mai, in der zentralen Flaniermeile Hermannstadts zu tiefgründiger Reflexion der kulturell nahezu unfassbaren Vielfalt des aktuell 28 Staaten zählenden Europabündnisses einladen. Auf fachlich gezielte Einladung von Kustos Hamish Park (Großbritannien) hatte jeder einzelne EU-Mitgliedsstaat eine hauseigene Fachkraft fotografischer Berufsausrichtung zur Teilnahme an der vierwöchigen Ausstellung bestimmt. Die achtundzwanzig Kunstfotos ausgewiesener Gestaltung und Qualität stützen sich paarweise auf Bildbänke aus den Werkstätten des Grazer Ateliers Jungwirth (Österreich), die aus feingeschliffenem Beton angefertigt sind, sich zum Ausruhen, Entspannen oder Niedersitzen eignen und die Ausstellungsexponate in aufgesetzten Edelstahlbügeln umrahmen.
Andrei Popov, Pressereferent und stellvertretender Direktor des Österreichischen Kulturforums Bukarest, moderierte die Vernissage der Fotoausstellung, übergab geladenen Gastrednern reihum das Wort und begrüßte die Anwesenheit mehrerer Persönlichkeiten der lokalen Diplomatenszene, unter ihnen Daniel Plier, Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg, und Andreas Huber, Honorarkonsul Österreichs. Die Begegnung privat interessierter und öffentlich delegierter Teilnehmer verlief in geglücktem Zeitsparmodus und ließ eine weitestgehend stillschweigende, gleichwohl aber fühlbar enge Querverbindung zu den derzeit EU-weit kontrovers diskutierten Vorgängen Brexit und Wahlkampf anklingen. Trotz künstlerischer und demzufolge politisch neutraler Bestimmung des Ereignisses schien Marcel Luca (PNL), stellvertretender Vorsitzender des Kreisrates Hermannstadt, nicht gewillt zu sein, während der ihm selbst zugesicherten Zeitdauer einer Ansprache auf versteckte Maßnahmen in Sachen Stimmenfang und Wahlumtrieb zu verzichten. Ungleich geschickter ging Thomas Kloiber, Direktor des Österreichischen Kulturforums Bukarest, ans mündliche Werk, indem er das versammelte Publikum und Kustos Hamish Park mit diplomatischem Augenzwinkern auf den höchst aktuellen Inhalt der Fotoausstellung ansprach, die das wertvolle „Noch“ der 28 EU-Mitgliedsstaaten einbezieht. Hamish Park selbst meldete sich in bester britischer Politesse zu Wort, bedauerte das aus dem Ruder gelaufene Tauziehen in Sachen Brexit und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der internationale Spielraum Großbritanniens auf den Verkehrsrouten des Kunstbetriebs trotz aller politischen Verhandlungsstagnation keine Dauerbeeinträchtigung davontragen wird. Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor stellte fest, „dass wir in Europa nicht überall auf ein und dieselbe Wirtschaftsentwicklung zurückblicken können, uns aber nichtsdestotrotz tausende Fäden miteinander verbinden, an denen es sich festzuhalten lohnt.“