Fotos von Willy Römer in Bukarest

Berlin am Anfang des 20. Jahrhunderts

Bukarest (ADZ) - Straßenhändler, spielende Kinder, Warteschlangen vor dem Arbeitsamt, Frauen im Elend der Inflationszeit und viele andere Szenen aus Berlin in einer Zeit politischer und sozialer Umbrüche: Das Alltagsleben Anfang des 20. Jahrhunderts in der deutschen Hauptstadt können die Bukarester kennenlernen, die die Ausstellung mit Fotos des Pressefotografen Willy Römer (1887-1979) im Stadtmuseum besuchen. Vorgeschlagen wird eine fotografische Reise in die Vergangenheit der Großstadt Berlin, durch seine Straßen und Plätze, Gassen und Hinterhöfe. Die Ausstellung wurde Dienstag im Stadtmuseum Bukarest (Bd. I. C. Brătianu 2) in Anwesenheit des Künstlers Iosif Király von der Nationaluniversität für Künste eröffnet.

Die Karriere Willy Römers begann mit einer Lehre bei der Berliner Illustrations-Gesellschaft, wo er  das Fotografieren lernte. Er war damals 15. Später arbeitete er vier Jahre lang in Paris. Mit 28 Jahren wurde er in den Krieg geschickt. Danach hat er in Berlin zusammen mit einem Freund seine eigene Firma namens Photothek gegründet, die eine der besten Pressebildfirmen der Weimarer Republik in Berlin war. 13 Jahre später wurde die Photothek als Judenfirma diffamiert, da sein Kollege jüdischer Abstammung war. Keine deutsche Zeitung durfte während des Hitlerregimes Fotos von Judenfirmen benutzen.

Nach dem Krieg versuchte Willy Römer wieder als freischaffender Pressefotograf zu arbeiten, er war schon fast 60 Jahre alt. In dem letzten Teil seines Lebens hat er sich damit beschäftigt, sein sehr großes Archiv zu pflegen, zu sortieren und zu beschriften.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Bukarest, mit der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin und der Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte bpk organisiert. Die Schau kann man bis Anfang Juli besuchen.