Franz Xaver Kappus rückt ins Rampenlicht

Zweisprachige Romanausgabe wird in Temeswar vorgestellt

 Temeswar – Die zweisprachige Ausgabe des Kurzromans „Die Peitsche im Antlitz. Geschichte eines Gezeichneten/ Biciul dispreţului. Povestea unui stigmatizat“ von Franz Xaver Kappus wird am Dienstag, dem 19. März, um 17 Uhr, im Mehrzweckraum der Bibliothek der TU Politehnica in Temeswar/Timişoara vorgestellt. Der Roman ist 2018 in einer zweisprachigen Ausgabe im Verlag des Nationalmuseums der Rumänischen Literatur in Bukarest erschienen und enthält eine einführende Studie von William Totok. Für die Übersetzung ins Rumänische und die Anmerkungen zeichnet Werner Kremm. Franz Xaver Kappus´ Roman in deutscher Sprache erschien erstmals 1921 in Temeswar.

„Der Text bereitet vor allem durch die Reverenzen von Kappus vor den Zeitmoden – etwa die exzessive Nutzung der Aposiopese, graphisch gekennzeichnet durch `—`, ein Charakteristikum des Expressionismus – einige Schwierigkeiten, aber das ließ sich relativ einfach und zum Nutzen eines glatten Leseflusses in der rumänischen Übersetzung bewältigen“, sagt ADZ-Redakteur Werner Kremm.
Der Romanautor, Franz Xaver Kappus, der in Temeswar geboren wurde, besuchte zwischen 1894 und 1898 die Oberrealschule (Vorgängereinrichtung der heutigen Nikolaus-Lenau-Schule) und anschließend die Kadettenschule. Auf Wunsch seines Vaters absolvierte er die Militärakademie in der Wiener Neustadt und war als Offizier an mehreren Orten der ehemaligen k.u.k.-Monarchie tätig. Er schrieb Gedichte, Humoresken und Sketche, die in Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt wurden und redigierte die Expressionismus-Zeitschrift „Militärische Rundschau“ in Wien. 1914 wurde er an die Ostfront geschickt, wo er verwundet wurde. Er heiratete 1916 seine Krankenpflegerin Alexandra von Malachowska in Stuttgart, Deutschland. 1918 kam er nach Temeswar zurück, wo er sich beim „Banater Tagblatt“, bei der „Temesvarer Zeitung“ und als Banater Korrespondent der „Bukares-ter Presse“ betätigte. 1925 wanderte er nach Berlin aus. Er war eines der Gründungsmitglieder der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands und begann nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Berliner Verlagen zu publizieren. Beim Ullstein-Verlag wirkte Kappus bis zu seiner Pensionierung 1960 als ständiger Mitarbeiter und Verlagsschriftsteller. Franz Xaver Kappus starb 1966, mit 83 Jahren, in Berlin. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen „Die lebenden Vierzehn“ (1918 – sein erster expressionistischer Roman), „Der Rote Reiter“ (1923) und „Der abenteuerliche Simplicissimus“ (1946).

Die Buchvorstellung wird von der Rumänisch-Deutschen Kulturgesellschaft und dem Deutschen Kulturzentrum Temeswar in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Kommunikationswissenschaften der TU Politehnica organisiert.