dc. Temeswar – Insgesamt 9,28 Millionen Lei will der Temescher Kreisrat für die Sanierung des Verwaltungspalais auf dem Boulevard der Revolution von 1989 in Temeswar/Timişoara ausgeben. Dies teilte der Kreisratsvorsitzende Călin Dobra (PSD) diese Woche mit.
Die Bauarbeiten sollen laut dem Kreisratsvorsitzenden demnächst beginnen und zwei Jahre dauern. Die Kosten werden ausschließlich aus Mitteln des Kreisrates getragen, die Präfektur des Kreises Temesch, die dasselbe Gebäude nutzt, sowie die anderen dort untergebrachten Behörden, wie zum Beispiel die Zweigstelle des Volksanwalts oder jene der Zentralen Wahlbehörde, sollen an den Kosten nicht beteiligt werden. Das Gebäude ist Eigentum des Kreises Temesch.
Die Fassaden sollen jetzt, so Dobra, ein freundlicheres Gesicht erhalten. Ersetzt werden ferner die Fenster und die Beleuchtung. Bauausführer ist das Unternehmen Constructim des Temeswarer Geschäftsmanns Lucian Perescu, der unter anderem das Constantin-Diaconovici-Loga-Lyzeum saniert hat und das unterirdische Parkhaus vor dem Regionalen Finanzamt in Nähe des 700er Marktes betreibt.
Das imposante Gebäude sollte zunächst eine Schule beherbergen, doch durch die Wirtschaftskrise von 1929 bis 1933 konnte es nicht mehr fertiggestellt werden. Gegen Ende der 1930er Jahre übernahmen dann die Temeswarer Architekten Corneliu Liuba und Victor Vlad die Aufgabe, den Rohbau zu einem würdigen Sitz für die Verwaltung des damals neu gegründeten und kurzlebigen „Ţinutul Timiş” umzuwandeln. Es bekam sein heutiges Antlitz. Anfang der 1940er Jahre wurde der Bau seiner Bestimmung übergeben. Seit damals diente er ständig als Sitz der Organe der Regional- oder Kreisverwaltung. Zwischen 1968 und 1989 waren im Gebäude der Kreisvolksrat Temesch sowie der Temescher Kreisverband der RKP untergebracht. Hier fanden im Dezember 1989 die Verhandlungen zwischen den Temeswarern Revolutionären und dem kommunistischen Premierminister Constantin Dăscălescu statt, das Gebäude wurde damals von den Massen gestürmt. Unter dem Kreisratsvorsitzenden Constantin Ostaficiuc (2004 – 2012) wurde das Gebäude mit einem modernen Neubau erweitert, der unter anderem auch den Sitzungssaal des Kreisrates beherbergt.
In diesem Zusammenhang stellt sich sicherlich die Frage, ob das Gebäude, das auf der Denkmalschutzliste steht, nicht mit den gegenwärtigen in Grau gehaltenen Fassaden erhalten werden müsste, nicht nur als eines der wenigen Beispiele faschistisch anmutender Architektur in Rumänien, sondern auch als eines der Orte, an denen sich die Revolution von 1989 zugetragen hat. Noch hat kein Denkmalschützer oder Stadtplaner seine Meinung zu den Renovierungsplänen kundgetan, doch die Frage wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit auftauchen.