Reschitza - Eine der schillerndsten Gestalten der Reschitzaer Politik- und Kulturszene, der (bereits) langjährige Interims-Direktor des „Teatrul de Vest“, Nicolae Dumitru Vlădulescu, ist von der PDL ausgetreten. Damit folgt er nicht nur seinem langjährigen Parteichef und Förderer Sorin Frunzăverde, sondern in einwöchiger Zeitverschiebung auch seiner anderen Chefin, der Direktorin der Direktion für Kultur und Nationales Kulturgut, Dr. Ljubica Raikic.
Als Grund für seinen Parteiaustritt gibt Vlădulescu den nämlichen an wie Raikic: Inkomptibilität mit der amtierenden Parteileitung: „Ich ziehe mich aus der PDL zurück, weil diejenigen, mit denen ich hier die Partei aufgebaut habe, heute nicht mehr hier sind, aus Gründen, deren Einschätzung ich mit den Ausgetretenen teile. Die PDL ist stark degeneriert als politische Organisation. Wenn eine Partei an einem einzigen Menschen hängt, dann ist das keine Partei mehr, sondern bestenfalls eine GmbH.“
Als Theaterleiter leide er immer noch unter den Maßnahmen der Boc-Regierung: „Ich bin gezwungen, an den Grenzen der Legalität zu balancieren. Ständig muss ich allerhand Purzelbäume und Tricks erfinden. Administrativ bin ich an Händen und Füßen gebunden. Ich darf niemand anstellen, ich darf keine Investitionen machen. Das Paradox: in den vergangenen zwei Jahren hatte das Teatrul de Vest die besten Leistungskennziffern unter allen westrumänischen Theatern. Und das mit Schauspielern, von denen manche mit 400 Lei netto monatlich bezahlt werden!“
Politisch sei die PDL längst nicht mehr die Rechtspartei, an deren Ideologie er glaube. Sie sei zu einer Partei verkommen mit Mitgliedern, deren Horizonte begrenzt sind. „Trotzdem möchte ich keines der mir bekannten PDL-Mitglieder vermissen, zumindest jene nicht, die ein entsprechendes Gefühl für das Maß haben und die als Parteimitglieder nicht als Initiativenabbremser auftreten.“
Letztendlich versicherte Vlădulescu: „Sollte Frunz²verde meine Unterstützung in der PNL benötigen, trete auch ich dort ein. Wenn nicht, bleibe ich unabhängig.“
N. D. Vlădulescu arbeitete bis Dezember 1989 als Schilder- und Losungenmaler im Reschitzaer Eisenhüttenwerk und stellte gelegentlich als Amateurkünstler Malerei und Kleinbildhauerei aus. Er führte die erste Gruppe von etwa 50 Revolutionären an, die am 20. Dezember 1989 den Hauptplatz von Reschitza und das Gebäude des Kreisparteikomitees der RKP stürmten. Er war es auch, der die Redner auf dem Balkon des Kreisrats – nach dem Modell des Balkons der Oper von Temeswar – koordinierte und moderierte sowie die ersten Ordnungskräfte organisierte.
Anschließend saß er, bis zu den ersten freien Wahlen im Juni 1990, im rumänischen Parlament, danach war er für einige Zeit als „Kreisbürgermeister“ (in der Funktion der heutigen Präfekten) eingesetzt worden, wanderte für ein gutes Jahrzehnt nach Kanada aus (er besitzt auch heute die doppelte Staatsbürgerschaft), wo er einige erfolgreiche Malerei- und Bildhauereiausstellungen im französischsprachigen Teil Kanadas gestaltete und die Grundlage seines Vermögens mit dem Verkauf der Werke schuf.
Ohne viele Erklärungen kehrte er vor fünf Jahren nach Reschitza zurück, arbeitete als Berater des Kreisratsvorsitzenden Sorin Frunzăverde und seit mehr als drei Jahren – ad interim, denn er hat keine entsprechenden Studien, außer einer Reifeprüfung – als Leiter des Theaters des Westens und als Bühnenbildner. Als Theaterleiter fiel Vlădulescu unangenehm durch die vielen und oft lautstark in der Öffentlichkeit ausgetragenen Konflikte mit den Schauspielern auf, aber auch durch seine konsequenten Plädoyers für die Erneuerung der theatralischen Institutionen Rumäniens nach westeuropäischem Modell, indem die Schauspieler aufgrund von Werkverträgen/Projekten arbeiten und bezahlt werden sollen – sein Hauptdisputgrund (neben ihm vorgeworfener Willkür in der Theaterleitung) mit den Schauspielern des Theaters, die lieber Angestellte des Staates bleiben möchten – mit allen Nach- und Vorteilen.