Wie bereits berichtet begann vergangene Woche vor dem Kreisgericht in Arad der Prozess gegen das Trio Adrian und Lăcămioara Chebuţiu (geb. Isvoranu) und Adrian Coriolan Preda, die der Bildung einer verbrecherischen Gruppierung und der systematischen Wertverminderung des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR durch kontinuierliche Veruntreuung, zu ihren eigenen Gunsten, angeklagt sind. Das Trio hat eng zusammengearbeitet in der Aufsplitterung des Großwerks in sogenannte „Profit-Einheiten“/„Profit-Zentren“, die anschließend Schritt für Schritt unter die Kontrolle von Firmen gebracht wurden, bei denen meist das Ehepaar Chebu]iu Mehrheits- oder Alleineigner war. Dies belegen die Beweise, die von den Staatsanwälten zusammengetragen und vom Gericht als ausreichend betrachtet wurden, um die Gerichtsverhandlung zu beginnen.
Hauptangriffspunkt der Staatsanwaltschaft sind die Vorgänge rund um die Gründung und das Vorgehen der SC Hydro-Engineerung SA, die durch Übertretung des Rahmens des Privatisierungsvertrags des UCMR entstand, indem sie, als faktische Know-How-Abteilung, aus dem Gesamtgefüge des Maschinenbauwerks herausgelöst wurde.
Raffgier, Lügen und Fälschung
Durch Fälschung von Beschlusspapieren des Verwaltungsrats des Maschinenbauwerks (dessen Präsident und Unterschriftsberechtigter Chebuţiu ebenfalls war) und des Wortlauts von dessen Beschlüssen sowie durch nachträglich dem Corpus der Dokumente des Verwaltungsrats hinzugefügte Papiere, für die Adrian Chebuţiu zeichnete und sie unterzeichnete, kam die illegal entstandene SC Hydro-Engineerung SA mehrheitlich in den Besitz einer in der Schweiz registrierten ICE Elveţia, die eine Firma des Ehepaars Chebuţiu war. All diese Vorgänge gingen mit wiederholten Täuschungen des Aufsichtsrats von UCMR durch seinen seinerzeitigen Präsident-Generaldirektor Adrian Chebuţiu einher, weist die Staatsanwaltschaft nach, wodurch er Beschlüsse des Verwaltungsrats in seinem Interesse beeinflusste. Die größte Lüge: er behauptete dauernd, dass die ICE Elveţia Teil der ebenfalls schweizerischen INET AG war, jener Firma, die das Reschitzaer Maschinenbauwerk vom rumänischen Staat unter Auflagen gekauft und Chebuţiu als Präsident-Generaldirektor eingesetzt hatte.
Frunzăverde, Consultant-Manager einer Zeckenfirma
Nachdem Chebuţiu gemeinsam mit seiner Frau Lăcrămioara die SC Hydro-Engineerung SA über die ICE Elveţia unter seine Kontrolle gebracht hatte, begann er, mittels anderer Firmen, die er zu diesem Zweck gegründet hatte, die SC Hydro-Engineerung SA auszulaugen. Eine dieser Zeckenfirmen war die in Temeswar registrierte Firma für Buchhaltungsführung SC AC Management SRL (AC = „Administraţie Contabilă“, Buchhaltungsverwaltung).
Und diese Firma ist im Rahmen der Prozesswelle, die gegenwärtig das Banater Bergland überrollt, besonders interessant: hier hat Chebuţiu nämlich als „Consultant-Manager“ den damaligen Präsidenten des Kreisrats Karasch-Severin, Sorin Frunzăverde, angestellt. Aus dessen Vermögenserklärung aus dem Jahr 2008 geht nämlich hervor, dass er von der Temeswarer Firma für Buchhaltungsführung im Laufe des Jahres 2007 rund 63.000 Lei „für die Dienstleistung als Consultant-Manager“ kassiert hat (das sind mehr als fünf gesetzlich zugesicherte Mindestlöhne monatlich...). Chebuţius Temeswarer Firma für Buchhaltungsführung SC AC Management SRL selber kassierte von Chebuţius Reschitzaer SC Hydro-Engineerung SA im selben Jahr 200.000 Euro für „diverse Dienstleistungen“, was laut Staatsanwaltschaft in der Regel mit „fiktiv abgerechneten Buchhaltungsdienstleistungen“ zu übersetzen ist, weil die eigentliche Buchhaltung nach wie vor vom Maschinenbauwerk durchgeführt wurde.
Diese erste Bombe ließ Chebuţiu vor dem Arader Gericht am zweiten Prozesstag detonieren: Kreisratschef und PNL-Vizepräsident auf Landesebene Sorin Frunzăverde war, im Klartext, Chebuţius Angestellter. Auch in der Periode, als Chebuţiu die illegalen Machenschaften durchführte, mit denen er die SC Hydro-Engineerung SA unter die Kontrolle seiner Familie brachte.
Auch eine Ex-Bildungsministerin sollte aussagen
Angesichts dieser engen Zusammenarbeit mit Frunzăverde hatte der Beschuldigte und spätere Angeklagte Chebuţiu ursprünglich von der Staatsanwaltschaft gefordert, dass diese auch den (damals noch) Kreisratsvorsitzenden ins Umfeld der Untersuchten in der Causa der Entwertung des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR einschließt, was abgelehnt wurde. Auch vor dem Arader Gericht hatte Chebuţiu in seiner ersten Stellungnahme gefordert, dass Sorin Frunzăverde als Zeuge der Verteidigung zitiert wird, was „sowohl von den DIICOT-Staatsanwälten als auch vom amtsausübenden Richter abgelehnt wurde“, schreibt puterea.ro, weil die Anhörung zusätzlicher Zeugen in diesem Prozess grundsätzlich abgelehnt wird. Weitere Zeugen, die von den Verteidigern des räuberischen Trios von Reschitza vorgeschlagen, vom Arader Gericht und der DIICOT-Staatsanwaltschaft aber abgelehnt wurden, sind Ex-Bildungsministerin Ecaterina Andronescu, die Rektorin des Reschitzaer Universität „Eftimie Murgu“ (UEM), Doina Funzăverde, und der Unternehmer Romeo Resiga. Sie alle hätten nach Meinung der Verteidiger „Meinungen vorgebracht, die für die Angeklagten ein günstigeres Bild geschaffen“ hätten.
Werner Kremm