Hermannstadt - Sie fielen auf, die Leos. Mehrere Hermannstädter und Touristen zogen die Kameras und verewigten die Parade, die am Sonntag durch die Heltauergasse/Str. Bălcescu zum Rathaus zog. In landestypischen Gewändern, mit gehissten Nationalflaggen und „Leo Leo Leo“-Rufen präsentierte sich die Schar auf ihrem Weg. Pharao ist hier nebst einer Dame mit rotem Sarafan aus Russland zu finden, darunter auch ein Holländer mit niederländischen Holzschuhen und einem Trägeranzug mit blauen Windmühlen. Aber auch des Nachts zogen die Leos die Aufmerksamkeit auf sich, als sie auf dem Weg zur „Vampire Party“ passend zum Titel gekleidet durch die Stadt gingen.
Von Samstag, dem 13. August, treffen sich rund 180 Leos aus 23 europäischen Staaten und den USA eine Woche lang in Hermannstadt/Sibiu zum 38. Leo Europa Forum (Lef). Es sind die Mitglieder der Jugendorganisationen der weitaus bekannteren Lions-Clubs, die in der Öffentlichkeit dank ihrer Wohltätigkeitsaktionen bekannt wurden. Das offizielle Motto des Lef in Hermannstadt lautet „Lef finds Romania“, weil es das erste internationale Treffen ist, das in Rumänien stattfindet. Die Leos sind circa 152.000 junge Menschen in 6000 Leo-Clubs weltweit. In Rumänien hat die Bewegung bereits 18 Clubs mit etwa 300 Mitgliedern. Die 12- bis 30-Jährigen finden sich für karitative Zwecke zusammen und engagieren sich in unterschiedlichen Projekten dafür. „Leo“ setzt sich aus den Worten Leadership, Experience und Opportunity zusammen. Das soll die Erfahrungen darstellen, die eine Leo-Mitgliedschaft begleitet.
Konzipiert wurde das Leo-Programm vom Lions-Club als eine Art Jugendprogramm. Das Motto der Lions lautet bekanntlich „We serve“, die Charity-Arbeit gilt vor allem Seh- und Hörbehinderten. Den Sehbehinderten widmen ihre Aufmerksamkeit auch die Jugendlichen in Hermannstadt. Am Donnerstagabend war ein Konzert mit Paula Seling geplant, bei dem Geld für den Aufbau der ersten Blindenhund-Schule in Rumänien gesammelt werden sollte. Dem Thema Blindheit widmete sich der Workshop am Montag, bei dem die Teilnehmer von Larisa Nechita von der britisch-rumänischen Stiftung „Light into Europe“ in die Blindenschrift eingeführt worden sind.
Mehrfach wurde schon bei der Eröffnungsfeier aber auch angekündigt: „Vergesst den Spaß nicht“. Die Lefs sollen den Leos neben karikativen Aktionen auch zum Spaßhaben dienen. Neben sogenannten „Serious Workshop“ fanden auch „Fun Workshops“ statt und im Programm standen „Adventure&Sports Time“ mit Paragliding, Paintball, Ausflügen nach Karlsburg/Alba Iulia und Schäßburg/Sighişoara sowie nächtlichen Kultur- und Nightlifeevents.
Der Leo-Wald
Jedes Europa-Forum muss mindestens zwei soziale Aktivitäten beinhalten, die noch auf keinem anderen Forum gemacht wurden. Das Lef-Team in Hermannstadt beschloss einen kleinen „Leo-Wald“ anzupflanzen. Am Sonntag wurden „Leo-Bäumchen“ in der sogenannten „Freundschaftsspirale“ in dem Wäldchen nahe von Heltau/Cisnădie mit Leichtigkeit in die Erde gewuchtet. Dazu gab es Musik vom DJ und nach der getanen Arbeit eine Polonaise durch das neuenstandende Wäldchen. Hier stehen jetzt russische Bäumchen neben französischen, italienischen nebst deutschen, rundherum angeordnet.
„Wir machen uns gerne die Hände dreckig“, meint Nicolas Détry, der mit der französischen Delegation hier ist. „Wir sind kommunikativ, wollen Spaß haben und dabei noch etwas Karitatives tun“.
Mit viel Heiterkeit und Elan kam auch die Länderpräsentation am Montagabend entlang der Stadtmauern daher. Speisen und Getränke sowie landestypische Geschenke wurden nebst der jeweiligen Nationalflagge angeordnet und bereitwillig verteilt. Bei der Länderpräsentation, bei Workshops sowie bei der „Leo-Wald“-Aktion war eine Stimmung fassbar, die am ehesten mit dem Wort Wohlgesonnenheit zu beschreiben ist. Wohlgesonnenheit der Leos untereinander in ihren unterschiedlichen Ländergruppen sowie gegenüber Außenstehenden. Diese Stimmung nennen die Leos ihren „Spirit“. Leitend für sie sind Freundschaft, Kommunikation und Verantwortung innerhalb der Gesellschaft. „Das ist das, was sich die Lions bei der Gründung des Leo-Clubs gedacht haben. Sie hatten die Hoffnung durch interkulturelle Erfahrung und soziales Engagement bei der Jugend einen Keim zu legen für eine Welt ohne Kriege“, kommentiert Agnes Kozma, die Präsidentin des Lef in Hermannstadt.