Für lebenswerten ländlichen Raum

Erste Konferenz von IRCA zu Fragen der nachhaltigen Ernährungssicherung

Hermannstadt - Die erste Konferenz der International Rural Churches Association Europa (IRCA) versammelte in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) Vertreter von Kirchen aus Großbritannien, Deutschland, Polen, Ungarn, Australien, der Schweiz sowie aus Rumänien. Von Mittwoch bis Samstag beschäftigten sich die zwei Dutzend Teilnehmer mit dem Thema „Unser tägliches Brot, nachhaltige Ernährungssicherheit als Herausforderung für die Kirchen in Europa“.

In Vorträgen wurden solch globale Themen wie „Lebensmittel sind mehr wert!“, „Welche Rolle spielt der ländliche Raum in Europa“ oder „Nahrung für die Seele – die Kirchen und die Ernährungsfrage“ erläutert. Konkreter gehalten war der Vortrag von Dr. h.c. Barbara Schöfnagel, Vorsitzende der Stiftung Austria pro Romania, über die „Umstrukturierungsprozesse ländlicher Räume in Osteuropa“. Auch in den Diskussionsrunden und in der Gruppenarbeit sowie bei der Vorstellung der Projekte im Harbachtal/Valea Hârtibaciului und in Deutsch-Weißkirch/Viscri kamen zahlreiche Beispiele zur Sprache. Während des Ausflugs nach Albota erlebten die Konferenzteilnehmer ein privates Vorhaben im ländlichen Raum, dessen Ziele von der Energieversorgung über Tierzucht bis hin zum Tourismus reichen.

In der Gruppenarbeit konzentrierten sich die Vertreter verschiedener Konfessionen auf die Frage des Erhaltens des ländlichen Raums als eines lebenswerten Bereichs und die Möglichkeiten der Kirchen, hierfür zu wirken. Außer der Verkündigung des Gotteswortes und einer Predigt gegen den Materialismus schlugen die Teilnehmer aus Ungarn den Kauf von landwirtschaftlichen Produkten für die eigenen Projekte der Kirchen, wie zum Beispiel „Essen auf Rädern“, vor. Die deutschen Vertreter versuchen den ländlichen Raum mit einem „Drei B´s-Programm“ lebenswert zu erhalten: Bildung, Beratung in jeder Art der Krise und die seelsorgerliche Begleitung sollen dabei helfen.

Das wichtigste Ziel der IRCA ist jedoch „den größten und aktivsten Teil der Kirchenmitglieder auf dem Land sowie deren Probleme in das Augenmerk der Kirchenleitung zu rücken“, wie es Pfarrer Lothar Schullerus, Vorstandsmitglied von IRCA-Europa, erklärte. Man solle nicht vergessen, dass die Landgemeinden die Kirche immer wieder erneuern und schon deswegen möge die Kirchenleitung sie nicht vernachlässigen. „Wir möchten eine Möglichkeit schaffen, dass sich Pfarrer und Laien, die in der kirchlichen Landarbeit aktiv sind, austauschen, vernetzen und ein Forum zur gegenseitigen Beratung finden“, betonte Schullerus. In der Rückbesinnung auf den ländlichen Raum, im Erhalten beziehungsweise in der Gestaltung desselben als lebenswerten Ort, sieht Schullerus eine wirksames Hindernis, um das Abwandern in die Städte zu stoppen und die weitere Kriminalisierung zu verhindern. „Doch muss dafür ein Umdenken im globalen Bereich stattfinden“, unterstrich er.