Reschitza - Die Stadt Reschitza hat sowohl im Internet als auch auf Blättern ihre Bürger aufgefordert, ihre Meinung zum Nahverkehr zu äußern und Vorschläge zu dessen Verbesserung zu machen. Das Resultat war nahe dem Katastrophalen: bloß 174 Bürger nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Meinung zu einem der immer noch viel kritisierten Themen in einer Stadt kundzutun, welche durch ihre urbanistische Anlage praktisch zweigeteilt ist – in eine Schlaf- und eine Arbeitsstadt – und wo die tägliche Nutzung des Nahverkehrsangebots zum immer noch umweltfreundlichsten Muss der Berufstätigen gehört, obwohl faktisch immer mehr Bürger mit dem Eigenfahrzeug in den Dienst fahren.
Der Fragebogen, den die Stadt ausgearbeitet hatte, mag buschig und zu wenig zielorientiert gewesen sein, weil man binnen kürzester Zeit je mehr von den Bürgern wissen wollte. Die Enttäuschung der Initiatoren kam aber eher daher, dass im Verhältnis zu einem der meistkritisierten Themen in der Stadt – gerechnet nach den Eingaben an die Stadt – die schriftliche Fixierung, auch von Vorschlägen, so karg war.
Die Bürger klagen über den Preis der Fahrkarten, darüber, dass den Rentnern zu viele Gratiskarten zugeteilt werden, und zwar auf Kosten der Steuerzahler der Stadt, dass die Luft in den zu Schichtwechselzeiten vollen Straßen unerträglich ist (da tut es vielen um die Geschenk-Straßenbahnen aus Nordrhein-Westfalen leid...) oder dass man endlich die Straßenbahnschienen herausreißen oder sanieren und neue Fahrzeuge – Busse (mit Kombiantrieb, also auch Elektro-) oder Trolleybusse – anschaffen soll. Sogar beim Kapitel des Fragebogens zur Finanzierung kommen teilweise umsetzbare Vorschläge (mehrheitlicher Vorschlag: aus EU-Finanzierungsquellen). Aber die Antworten lassen sich gut nach ihrer Anzahl zu einem Thema gruppieren, so übersichtlich sind sie an der Zahl.
66 der Beantworter des Fragebogens haben ihre Meinung per Internet ans Rathaus geschickt, die restlichen 108 haben sie auf Papier dem Rathaus überreicht. Da war auch eine Auswertung ziemlich problemfrei. Im Kommuniqué des Rathauses heißt es, dass 89 der Beantworter für die Beibehaltung der Busse in Reschitza sind (allerdings gibt es auch noch sehr viele Straßenbahnanhänger...). 64 unter diesen meinen, es sollten aber neue Busse angeschafft werden, mit EU-Finanzierung. Fünf möchten lieber Trolleybusse, vier Busse mit ausschließlichem Elektroantrieb.
Zu den Vorschlägen gehört die Demontage der Straßenbahnschienen, die zum Verkehrshindernis geworden sind, der Verzicht auf die Busschaffner und die Einrichtung von Verkaufsstellen für Tickets, eine drastische Intensivierung der Fahrkartenkontrolle, die Verbilligung der Fahrkarten und eine Rückführung des Nahverkehrs zur Stadt – allerdings gibt es keine Erklärung dazu, warum man mit dem privaten Betreiber unzufrieden ist.
85 Beantworter des Fragebogens sind der Meinung, die Schienen der Straßenbahn sollten saniert und möglichst neu gelegt werden, damit anschließend neue Straßenbahnen angeschafft werden. Auch das soll mit EU-Mitteln geschehen, meinen die Bürger.
Letztendlich haben also die Busfans in etwa genauso viele Stimmen abgegeben wie die Anhänger der Wiedereinführung der Straßenbahnen.
Im Anschluss an diese wegen prekärem Echo halbgescheiterte Meinungsumfrage will die Stadt zum Thema Nahverkehr öffentliche Aussprachen organisieren. Die Auswertung des Fragebogens ist den Ratsherren der Stadt zugesandt worden und auf der kommenden Tagung des Stadtrats ist sie einer der Tagesordnungspunkte.