Hermannstadt - „Was bleibt?“ lautete der Titel der Tagung, mit der das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (ZAEKR) die zehn Jahre beging, seit es für ein breites Nutzerpublikum geöffnet wurde. Im Friedrich-Teutsch-Begegnungs- und Kulturzentrum – das im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hatte und wo das Archiv untergebracht ist – kam am Freitagnachmittag und Samstagvormittag ein zahlreiches interessiertes Publikum zusammen, um insgesamt sechs Vorträgen beizuwohnen. In einer kleinen Ausstellung waren einige der im Archiv aufbewahrten Seltenheiten zu sehen. Desgleichen vorgestellt wurde der Web-Auftritt des ZAEKR und die online-Recherchemöglichkeit.
Was hat beständigen Wert, was lässt sich an Urkunden im Zentralarchiv finden und wie kann die kleingebliebene Gemeinschaft auch dieses Erbe bewahren und erschließbar erhalten? Es waren (rhetorische) Fragen, die Bischof Reinhart Guib in seiner Begrüßung stellte. Es sind vor allem die HOG aber auch hiesige Forscher, die aus dem Archiv schöpfen und sodann die Ausstellungen sowie Veröffentlichungen, die wiederholt Einblicke in die hier vorhandenen Schätze bieten. Einer davon sind die Nachlässe. Über deren Entstehungsgeschichte und die sie umfassenden Dokumente sprach Archivarin Monica Vlaicu. Im ZAEKR werden zurzeit 74 Nachlässe bewahrt, von denen 67 erschlossen wurden, desgleichen erste Vorlässe. Vlaicu plädierte für die (in vielen Fällen schwer zu erreichende) Sicherung der Bestandsintegrität. Archivare sichern die Zukunft der Vergangenheit, war ihrem kompetenten Vortrag zu entnehmen.
Zum Aufbau des Zentralarchivs wesentlich beigetragen hat Dr. Wolfram Theilemann (heute Stadtarchivar Nordhausens). In seinem Vortrag ging er auf die seit der Ausgangslage 1990 angewandte Strategie beim Sichern der Kirchenarchive und dabei verwendeten Taktik ein. Wichtig ist, dass es bleibt, nicht dass es mir gehört, unterstrich er das seinerzeit nicht allseits verstandene Vorgehen, die Gemeindearchive an Sammelstellen zusammenzuführen und großteilweise im Teutsch-Haus zu beherbergen. Seiner Ansicht nach wurden die wichtigsten Dinge richtig gemacht, ein Strategiewechsel ist also nicht nötig, gefunden aber werden können Nuancen, um die Arbeit neu zu prägen und eine Flexibilität in der Taktik zu ermöglichen.
Vorgestellt hat am Freitag Dr. Architekt Hermann Fabini die von ihm ins Leben gerufene Stiftung „Patrimonium Saxonicum“ und am Samstag Bibliotheksleiter András Bandi die (ehemalige) Pfarrbibliothek in Großpold/Apoldu de Jos. Eine Vorschau auf das Kulturprogramm des Sommers im Teutsch-Haus bot dessen Leiterin Gerhild Rudolf: Am Freitag wird die Fritz Balthes anlässlich seines 100. Todesjahres gewidmete Ausstellung „Gebaute Heimat“ eröffnet, zu seinen Bauplänen und Bauten sprach Rudolf und illustrierte sie mittels Bildern. Hundert Jahre werden heuer auch seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges begangen und zu dessen Wiedergabe in Hermannstädter Publikationen – selbstverständlich aus dem ZAEKR – referierte Pfarrer i. R. und Mitarbeiter in der Bibliothek Wolfgang Rehner. Eingegangen ist er dabei besonders auf das Geschehen in und um Hermannstadt.