Hermannstadt – Zum zweiten Mal in diesem Jahr bringt die Stiftung Academia Civică eine Gastausstellung nach Hermannstadt/Sibiu. „Das Gedächtnis als Form der Justiz“ stellt sowohl die Arbeit der Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstandes in Sighetu Marmaţiei vor als auch ausgewählte Aspekte des kommunistischen Unterdrückungssystems in Rumänien. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 5. November im Innenhof des Rathauses.
Bereits im April war die Stiftung mit einer Ausstellung über die Bărăgan-Deportationen des Jahres 1951 zu Gast in Hermannstadt, damals im Gebäude des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt (DFDH).
Eingeladen wurde die Stiftung beide Male vom Hermannstädter Forum und dem Verein für die ehemaligen politischen Häftlinge (AFDPR). Die Eröffnung der jetzigen Ausstellung fand am Mittwochabend im Beisein des DFDH-Vorsitzenden Hans Klein, des ehemaligen AFDPR-Vorsitzenden Ioan Berghezan und Ioana Boca, der Geschäftsführerin der Stiftung Academia Civică statt.
Die Ausstellung ist der Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstandes gewidmet. Zu ihr gehört laut Boca sowohl das Museum in Sighetul Marmaţiei als auch das Internationale Zentrum für Kommunismusstudien mit Sitz in Bukarest. Letzteres zeichnet für die Konzeption und Realisierung der Ausstellung verantwortlich, die erstmals im Oktober 2011 im europäischen Parlament in Brüssel zu sehen war. Die Ausstellung sei in erster Linie eine Ehrung für die Opfer des Kommunismus in Rumänien, sagte Boca, an die knapp 30 Gäste gewandt.
Die Besucher der Ausstellung, am Mittwoch waren es vornehmlich ältere Damen und Herren, lernen die Geschichte, die thematischen Schwerpunkte und die Bildungsarbeit des Museums in Sighet kennen. Das in einem ehemaligen Gefängnis eingerichtete Museum ist laut Boca eines der renommiertesten und meistbesuchten Museen Rumäniens. Die meisten Schautafeln jedoch sind der Repressionspolitik der kommunistischen Machthaber zwischen 1945 und 1990 gewidmet. Gezeigt werden beispielhafte Ausschnitte aus dieser Periode, von der Machtübernahme der Sowjets und später der rumänischen Kommunisten, Verfolgung und Widerstand oder die Darstellung ausgewählter Häftlingsgruppen.
An die hohen Verluste an „wertvollen, intelligenten und aufrechten Menschen“ in diesen Jahren erinnerte Hans Klein in seinem Grußwort. „Was wir heute machen ist eine Art nachträgliche Rehabilitierung dieser Menschen“, sagte Klein. Möglicherweise würde Rumänien heute anders aussehen, wenn es diese Verluste nicht gegeben hätte. Das Beispiel dieser Menschen ist laut Klein ein Ansporn, heutzutage so rechtmäßig wie möglich zu sein.
Zu Ende ging die Vernissage mit kurzen Gedichtvorträgen. Drei Schüler der Hermannstädter 18er Schule sowie ein AFDPR-Mitglied lasen lyrische Texte von Radu Gyr.