Gedenkfeier an die Russlanddeportation

Gottesdienst, Kranzniederlegung und Kulturprogramm

Im Hof der Kalvarienkirche fand ein Teil der Veranstaltung statt. Foto: László Ilyés

Sathmar - An die Deportation der Sathmarer Schwaben erinnerte man vergangenen Sonntag in Sathmar/Satu Mare. Die Gedenkfeier begann in der Kalvarienkirche mit einem Festgottesdienst. Die Messe wurde von Generalvikar Otto Hársfalvi, Dr. Tiberius Schupler, Pfarrer der deutschen Gemeinde der Kalvarienkirche, Ioan Roman, Pfarrer der rumänischen Gemeinde der Kalvarienkirche und dem Gastpfarrer Adalbert Knecht zelebriert. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Chor der Kalvarienkirche und den Blasmusikanten aus Fienen, Schamagosch, Schinal und Kalmandi mitgestaltet.

„Rund 5000 Männer und Frauen wurden im Januar des Jahres 1945 wegen ihrer deutschen Volkszugehörigkeit aus den sathmarschwäbischen Ortschaften in die ehemalige Sowjetunion verschleppt. Davon konnten fast 1000 nicht mehr heimkehren. Die Russlanddeportierten mussten viel Leid ertragen. Kann man nach so viel Leid noch beten und Dank sagen?“ stellte Pfarrer Schupler in seiner Predigt die Frage. „Mit dem Heiligen Paulus können wir sagen: Die Liebe ist blind und verzeiht alles. Der Glaube gibt Kraft zum Verzeihen und jeden Tag neu anzufangen“, sagte Pfarrer Schupler.

Anschließend an den Gottesdienst sprachen Josef Hölczli, Leiter der Sathmarer Stiftung und Gabriela Rist, stellvertretende Vorsitzende des DFDR Sathmar. Josef Hölczli zitierte aus dem Brief des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Christoph Bergner, den er im Winter an die Russlanddeportierten geschrieben hatte: „ Gerade Sie, als Deutsche Rumäniens, mussten in der Vergangenheit schreckliches Leid und schweres Unrecht aushalten. Vor dem Hintergrund dieses Schicksals werden Ihnen noch manche Tage kalt und dunkel erscheinen. Ich wünsche Ihnen aber, dass Sie stets das Licht sehen, das die Dunkelheit durchbricht und Sie so weiterhin mit Ihrer ganzen Kraft hoffnungsvoll nach vorne blicken können.“

Im Hof der Kalvarienkirche fand die Kranzniederlegung an der Gedenktafel der Russlanddeportierten statt. Das Demokratische Forum der Deutschen lud danach alle Russlanddeportierten mit ihren Familienangehörigen zu einem Mittagessen und einem kulturellen Programm ins Kulturtreff ein. Im Namen des Sathmarer Lokalforums begrüßte die vierzehn anwesenden Deportierten aus Sathmar und Großmaitingen/Moftinu Mare Stefan Leitner, Vorsitzender des DFDR Sathmar. Im Namen der Deportierten sprach Josef Prassler.

Der gewesene Russlanddeportierte rief einige seiner Erinnerungen aus der Zeit seiner fünfjährigen Deportation wach. „Drei Jahre lang mussten wir auf hartem Brett schlafen. Erst danach bekamen wir Strohsäcke“, sagte u. a. Josef Prassler. Die Gemeinsam-Jugendtanzgruppe und die Gute-Laune- Erwachsenentanzgruppe führten schwäbische Tänze vor und die Russlanddeportierten erhielten vom DFDR Sathmar ein kleines Geschenk und eine Blume, die von den Mitgliedern der Erwachsenentanzgruppe an die Deportierten überreicht wurde.