Großwardein/Klausenburg – Ingenieur Michael Virgil Solomon (Jahrgang 1951), der die 2024 im Humanitas-Verlag veröffentlichten Tagebuch-Auszüge seines politisch werbenden und kommunistisch verfolgten Großvaters Virgil Solomon (1894-1972) im Oktober und November vergangenen Jahres zunächst in Bukarest, Klausenburg/Cluj-Napoca, Schäßburg/Sighișoara und Fogarasch vorgestellt hat, unternimmt es Sonntagmittag, am 9. Februar, auch in Bădăcin, dem Ort der Kindheit und späteren Privatresidenz von Iuliu Maniu. Die Präsentation des broschierten Bands „Trecutul ne-ajunge din urmă“ („Die Vergangenheit holt uns wieder ein“) kündigt sich für 13 Uhr im Iuliu-Maniu-Gedenkhaus an und findet bei dreifacher Podiums-Besetzung statt, da außer Nachfahre Michael Virgil Solomon auch Forscher und Tagebuch-Herausgeber Dr. Claudiu Secașiu und Ion-Andrei Gherasim, Vorsitzender der Corneliu-Coposu-Stiftung, auf den 376 Seiten zählenden Schmöker Bezug nehmen werden. Allein der Titel-Zusatz „Memoriile unui martor privilegiat al istoriei“ (Die Memoiren eines privilegierten Zeitzeugen der Geschichte) geht auf den Herausgeber sowie den ebenfalls schriftstellerisch tätigen Enkel des Tagebuchautoren zurück, weswegen sich die Hauptüberschrift wie von selbst als eine Kernaussage von Virgil Solomon liest, der in Fogarasch aufgewachsen war, in Klausenburg, Budapest und Wien Medizin studierte und von der Gründung Großrumäniens 1918 an politisch Karriere als enger Wegbegleiter von Iuliu Maniu trieb. Die in moderner Buchform aufliegenden Tagebuch-Auszüge decken die Zeitspanne von 1921 bis April 1947 ab. Die ersten acht seiner letzten 25 Lebensjahre verbrachte Virgil Solomon verhandlungslos in sechs Gefängnissen und weitere neun Jahre im Zwangsdomizil. Unter der strengen Beobachtung der Securitate sollte er bis zu seinem Tod am 4. August 1972 Bukarest stehen. Michael Virgil Solomon, damals 21 Jahre alt und Ingenieur in universitärer Ausbildung, verwirklichte Anfang des darauffolgenden Jahrzehnts seinen Traum der Ausreise aus Rumänien, schlug sich erfolgreich im Bauwesen durch und lebt seit der Jahrtausendwende in London, wo er 2010 seinen allerersten Marathonlauf bewältigte.
Der Buchvorstellung um 13 Uhr im Iuliu-Maniu-Gedenkhaus geht eine von Bischof Virgil Bercea aus Großwardein/Oradea zelebrierte Messe voraus, die für 10.30 Uhr in die griechisch-katholische Kirche der „Darstellung des Herrn“ in Bădăcin einlädt. Unter selbem Dach steht vor dem Gang zur literarischen Veranstaltung zum Gedenken an Iuliu Maniu und die vier Jahrzehnte des politischen Verbots der griechisch-katholischen Konfessionsgemeinschaft eine Tafel zwecks Stärkung nach Art eines Tränenbrots (parastas) bereit. Zur Feier des Tages wird gleich nach der Buchpräsentation auch die Premiere des Dokumentarfilms der GmbH Imbold Media aus Craiova über Iuliu Maniu als Vordenker der Großen Vereinigung sowie des Kämpfens für Freiheit abgehalten. Die thematische Filmeinführung teilen sich Dr. Marin Pop, Forscher des Museums für Kunst und Geschichte in Zalău, und Soziologe Dr. Vlad Ovidiu Cioacă, für wissenschaftliche Belange verantwortlicher Mitarbeiter der GmbH Imbold Media. Bis dahin und überhaupt allezeit lohnend wie aufschlussreich ist auch das Wählen des 2019 von Nicolae Mărgineanu gedrehten und auf Youtube verfügbaren Spielfilms „Cardinalul“ über den griechisch-katholischen Bischof Iuliu Hossu, der 1918 in Karlsburg/Alba Iulia die protokollarisch aufgesetzte Bekanntmachung zur Gründung des Staats Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg verlas. Auch ihn sollte das Schicksal von Verhaftung, Zwangsdomizil bis zum Lebensabend und Tod in Verbannung aus der Öffentlichkeit durch die Securitate ereilen.