Reschitza – Die Nachricht bekam man in allen Nachrichtensendungen des Wahltags zu hören: in Reschitza waren am Sonntagmorgen bei der Öffnung des Wahlbüros Nr. 61 (um 6,15 Uhr sind die Türen entsiegelt worden) 400-Blanko-Wahlzettel nicht mehr da. Der Präsident des Wahlbüros und sein Stellvertreter verständigten sofort das Zentrale Wahlbüro des Kreises beim Sitz der Präfektur und dieses schickte ein Polizistenteam aus zwecks Untersuchung des Vorfalls. Aber weder das Untersuchungsteam der Polizei noch die internen Nachforschungen des Wahlbüros des Kreises brachten bis Montag früh irgendein Ergebnis. Die Blanko-Wahlzettel gelten weiterhin als verschwunden.
Abgesehen von der Tatsache, dass mit diesen vorgedruckten, aber ungestempelten Wahlzetteln niemand etwas anfangen kann, außer sie vielleicht als Packpapier zu benutzen fürs Jausenbrot, hat der Vorfall dem Wahlbüroverantwortlichen und seinem Stellvertreter je eine Strafanzeige der Polizei wegen „Amtspflichtverletzung“ eingebracht, obwohl diese beteuerten, absolut alles genau nach Vorschrift durchgeführt zu haben: zur gegebenen Uhrzeit haben sie am Samstag die für sie vorgesehenen 1355 Blanko-Wahlzettel vom Rathaus übernommen, in die Schule Nr. 12 transportiert, dort im dafür vorgesehenen Raum abgestellt, die Versiegelung der Fenster überprüft, eigenhändig die Tür versperrt und versiegelt und dann Sonntagmorgen vor Zeugen die Tür entsiegelt – und drinnen nur 955 Blanko-Wahlzettel vorgefunden, wobei sich alle Siegel, einschließlich die Fensterversiegelung, als intakt erwiesen haben.
Rustin Ciasc, der langjährige Vorsitzende des Zentralen Wahlbüros des Verwaltungskreises Karasch-Severin/Caraş Severin (und inzwischen Präsident des Kreisgerichts Reschitza) nahm die Nachricht ziemlich gelassen, nachdem er polizeiliche Untersuchungen verfügt hatte, wie es ihm das Gesetz in solchen Fällen vorschreibt. Er verfügte einfach, dass der Wahlvorgang trotz der fehlenden Blanko-Wahlzettel beginnen soll und erklärte seinen Entschluss kurz und bündig: „Das Wahlbüro 61 war mit Blanko-Wahlzetteln für eine Wahlbeteiligung von 100 Prozent ausgestattet worden, für 1355 Wähler, die zu ihm gehören. Sollte die Wahlbeteiligung bei 80 Prozent liegen – was ich zwar hoffe, aber nicht glaube – dann reichen die verbliebenen 955 Wahlzettel. Kommen mehr Wähler an die Urnen als 80 Prozent der Wahlberechtigten, kann man jederzeit und schnell von einem anderen Wahlbüro in der Nähe Blanko-Wahlzettel dorthin transferieren.“
Die Wahlbeteiligung lag im Wahlbüro Nr. 61 in der Reschitzaer Neustadt bei knapp über 50 Prozent. Montag um 11 Uhr meldete der Präsident des Wahlbüros Karasch-Severin, Rustin Ciasc, dass die 400 vermissten Blanko-Wahlzettel in der Gemeinde Lupak gefunden wurden.