Orawitza - Aus zwei Ortschaften des Banater Bergland wurden in den vergangenen Tagen massive und brutale Eingriffe in die Wälder den Medien gemeldet. Iabalcea war vorige Woche das Ziel eines massiven Aufgebots von Forsttechnik sowie – laut Aussagen der Dorfbewohner – von etwa 20 Schwertransportern für Holz, welche die vor Kurzem asphaltierte fünf Kilometer lange Straßenverbindung von der Hauptstraße Reschitza – Anina in Richtung Naturreservat Comarnic-Höhle – Karasch-Quellen (die durch Iabalcea führt) mit mehr als 40 Tonnen Belastung befuhren (die Straße ist für eine Höchstbelastung von 7,5 Tonnen Achsengewicht vorgesehen).
Dass binnen fünf Tagen hier Dutzende Hektar Wald aus einem Naturreservat gefällt und schleunigst wegtransportiert wurden und dass sich Vertreter des Holzschlagunternehmens erlaubt haben, sogar die Gemeindepolizisten aus Kraschowa in aller Öffentlichkeit zu ohrfeigen, weil sie die Lkw-Fahrer nach Papieren gefragt hatten – so zumindest die Augenzeugen aus der Ortschaft – das hat größte Empörung ausgelöst und einmal mehr das Vertrauen in die öffentlichen Autoritäten erschüttert, von denen es nur noch heißt, die gingen vor wie Mafiosi.
In Iabalcea war der Spuk am vergangenen Sonntag mit dem Abzug der letzten Gelenktraktoren ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war, bleibt aber mit Sicherheit noch für längere Zeit Dorfgespräch als vermuteter Großraub aus Staatswäldern. Interessant ist, dass weder Leserzuschriften aus Iabalcea in der Lokalpresse des Berglands veröffentlicht wurden, noch die kontaktierten lokalen Fernsehsender auf die Hilferufe der Dorfbewohner reagiert haben, außer: „Tut uns leid, dieses Eisen ist uns zu heiß, da können wir euch nicht helfen!“
In der Großgemeinde Răcăşdia bei Orawitza hingegen regt sich die Bevölkerung dauernd auf, wenn sie auf Lkws und Pferdewagen wegtransportiertes Holz sieht, von dem sie – so die Zuschriften an die Lokalpresse – annimmt, dass es sich um aus dem Gemeindewald gestohlenes handelt. Sogar eine Fläche des Gemeindewalds wird in den Zuschriften angegeben: 300 Hektar, die von manchen als bereits nicht mehr existent bezeichnet werden. „Täglich wird erbarmungslos der Wald gefällt, den unsere Großväter gepflanzt haben, aber ich fürchte schon, bald ist davon nichts mehr übrig“, schreibt ein Leser, „und nachts fahren unaufhörlich Pferdewagen und Lkws voller Holz durch die Gemeinde. Niemand trifft eine Maßnahme dagegen.“
Bürgermeister Ilie Mirco Lechici: „Ich kenne das Problem. Aber wir reden bloß über Einzelfälle. Der Waldbestand der Gemeinde Răcăşdia umfasst 216 Hektar, das Rathaus besitzt aber – leider – keinen einzigen Quadratmeter Wald. Mein Vater Mirko Lechici, der vor mir hier Bürgermeister war, hat zahlreiche Versammlungen der privaten Waldbesitzer einberufen, auf denen er sie zu überzeugen versucht hat, Waldhüter anzustellen, um dem Raubbau Herr zu werden. Schließlich handelt es sich um ihren Privatbesitz, wobei sie den Waldhüter anteilig, je nach Besitzgröße jedes Einzelnen, bezahlen sollten. Das ist nie geschehen. Keiner der 450 privaten Waldbesitzer – alle natürliche Personen – war mit dieser Lösung einverstanden und eine andere haben sie nicht vorgelegt.“
Dass das Holz aus dem Wald nun massiv gestohlen wird, sei eine Folge dieser Kleinkariertheit. Der Bürgermeister geht im Falle Răcăşdia von keiner konzertierten Aktion aus, wie es in Iabalcea vermutet wird. Die Forstbehörden in Reschitza verweigerten zu diesen Bürgerbeschwerden jeden Kommentar. Die Medien gehen im Allgemeinen davon aus, dass es sich um Geldbeschaffungsmaßnahmen für den kommenden Parlamentswahlkampf handeln könnte...