Nürnberg – Sathmarer Schwaben vor allem aus Deutschland und aus Rumänien trafen sich am 15. Juni am Tag der Heimat anlässlich des Bundestreffens der Sathmarer Schwaben in Nürnberg. Gastgeber vor Ort des größten kulturellen Ereignisses der Sathmarer Schwaben in der Bundesrepublik, das unter dem Motto „Gemeinsam den Weg des Friedens gehen!“ stand, war die Heimatortsgemeinschaft der Schandremer Schwaben aus Nürnberg.
„Heimat ist ein gefühltes Miteinander. Das Bundestreffen heute hier in Nürnberg führt die Sathmarer Schwaben als Gemeinschaft zusammen. Zu dem, was die Gemeinschaft zusammenhält, gehört für viele auch noch der tiefverwurzelte Glaube“, unterstrich Stefan Alexander, Pfarrer der St.-Otto-Kirche in Lauf, in seiner Predigt während des Festgottesdienstes in der St. Ludwigskirche in Nürnberg.
Nach dem feierlichen Einzug der Trachtenpaare aus Nürnberg, München und Sathmar in die Eventhalle konnten die rund 450 Teilnehmer des Bundestreffens die bewegte Geschichte der Sathmarer Schwaben, beginnend mit der Reise mit der Ulmer Schachtel nach Rumänien bis hin zur Aus- und Rückwanderung, in Form einer emotionalen Sandmalerei erleben. In seiner Eröffnungsrede ging Thomas Erös, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben und der Oberwischauer Zipser, anhand seiner eigenen Geschichte – der Geschichte eines sathmarschwäbischen Jungen, dessen Eltern in den 80er Jahren über Ungarn nach Deutschland flüchteten und ihn ein halbes Jahr später heimlich über die Grenze brachten – auf das Schicksal vieler Sathmarer Schwaben ein, die mittlerweile in Deutschland angekommen sind, sich in der Gesellschaft glücklich integriert haben und die Bundesrepublik als ihre zweite Heimat ansehen. Doch die Verbindung zur alten Heimat besteht auch heute, 34 Jahre später. „Wir sehnen uns nach dem Zuhause, wo unsere Ahnen über Jahrhunderte lebten, schwer geschuftet haben und trotz all der Mühe und Plage, selbst Verleumdung und Benachteiligung während des kommunistischen Regimes, einige wichtige Dinge nicht verloren bzw. aufgegeben haben: ihren Frohsinn, ihre Lebensfreude, den Zusammenhalt, die Geselligkeit, den Glauben an sich selbst und an Gott. Tugenden, die uns Sathmarer Schwaben charakterisieren und auch unsere heutige und sehr wahrscheinlich auch die nachfolgenden Generationen prägen“, sagte der Landsmannschaftsvorsitzende in seiner Festrede.
Über die engen Kontakte der Sathmarer Schwaben in Rumänien und in Deutschland sowie über ihre Brückenfunktion seit mehr als 30 Jahren sprach Josef Hölzli, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Nordsiebenbürgen, in seiner Rede. „Es ist wichtiger denn je, in diesen schwierigen Zeiten, in denen Autokratien, Extremisten und Terroristen unsere Lebensweise gefährden, dass Freunde zusammenhalten, um Frieden, Demokratie und Wohlstand in unserem Europa aufrechtzuerhalten. Die Sathmarer Schwaben in Deutschland und in Rumänien werden mit Sicherheit ihren Beitrag dazu leisten. Als Brückenbauer wollen wir eine enge und starke Freundschaft sowie Partnerschaft zur Bundesrepublik Deutschland. In den vergangenen Jahrzehnten wurden diese Brücken gebaut. Sie sind stark und stabil. Dennoch wollen wir auch in Zukunft diese Brücken zwischen dem Sathmarland in Rumänien und Deutschland weiterhin festigen“, so Josef Hölzli.
Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, richtete eben-falls Grußworte an die Anwesenden und übermittelte herzliche Grüße von Ministerpräsident Markus Söder MdL und der Baye-rischen Staatsregierung an die anwesenden Sathmarer Schwaben. Die Beauftragte erinnerte an das schwere Schicksal der Sathmarer Schwaben, an ihre Verschleppung zur Zwangsarbeit in die ehemalige Sowjetunion und an die Diskriminierung, Not, Hunger und Bespitzelung während der 40 Jahre im kommunistischen Rumänien. „Sie dürfen sich aber sicher sein, dass der Freistaat Bayern immer fest an Ihrer Seite, an der Seite der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben wie auch zu den Heimatverbliebenen stehen wird“, sagte anschließend die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung und erwähnte dabei, dass sie auf Einladung von Thomas Erös, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben, und Cornelia Perecsenyi, der Landesvorsitzenden in Bayern, die heimatverbliebenen Sathmarer Schwaben besuchen möchte.
Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen in Berlin, überbrachte den Sathmarer Schwaben die Grüße aller Landsmannschaften, Landesverbände und außerordentlichen Mitglieder sowie des gesamten Präsidiums des BdV. Grußworte richteten an die Anwesenden auch Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, und Martin Schöffel, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Finanzen und Heimat.
Im Rahmen des Bundestreffens wurden Anna Steinbinder, Martin Scherer, Alexander Petuker und Rosi Tom, vier Persönlichkeiten der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben und der Oberwischauer Zipser, die sich durch ihre langjährige Arbeit im Dienste der Sathmarer Schwaben in Deutschland verdient gemacht haben, geehrt.
Das Festprogramm des Bundestreffens der Sathmarer Schwaben wurde von den Volkstanzgruppen Gute Laune und der Deutschen Jugendorganisation Sathmar Gemeinsam, dem Schwäbischen Männerchor Großkarol-Petrifeld-Sathmar, dem Männerchor der Heimatortsgemeinschaft Schandern, Evelyn Biro (Gedichtvortrag in sathmarschwäbischer Mundart) und Dorka Kozma (Klavierspiel) mitgestaltet. Anschließend folgten viele Sathmarer Schwäbinnen und Schwaben der Einladung von Thomas Erös, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben und Oberwischauer Zipser, zu einem gemeinsamen Singen auf die Bühne.
Das Bundestreffen der Sathmarer Schwaben endete mit einem gemütlichen Beisammensein aller Teilnehmer, bei dem die Begegnungen von Landsleuten aus der neuen und der alten Heimat eine wichtige Rolle spielten.