Heltau - Begonnen hatte die Partnerschaft mit Hilfstransporten nach der Wende. Marianne Dithmar erinnert sich, bei ihren ersten Besuchen in Heltau/Cisnădie eine graue Stadt und Menschen angetroffen zu haben, denen die Sorgen in den Augen standen.
Unvergessen blieb aber auch die Herzlichkeit, mit der sie aufgenommen wurde und an der sich – zum Unterschied zu der Farbe des Städtchens – nichts verändert hat. Zunächst brachte die Kirchengemeinde Kassel – Bad Wilhelmshöhe zwei bis dreimal pro Jahre das Dringendste für die Notlinderung nach Heltau. Bald aber änderte sich die Wunschliste und dementsprechend umfassten die Hilfssendungen unter anderem Lehrmaterial. Gemeinsam mit Dr. Ursula Cioflec wurden Projekte geplant und so entstand 1996 die diakonisch geprägte Sozialstation. Die Stadt stellte die Räume zur Verfügung, betreut wurden die Menschen in Not von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Aus der Arbeit der Sozialstation entstanden „Essen auf Rädern“, das heute in der Verantwortung der orthodoxen Kirche steht, und das „Wochenendbrot“, aus dem zwischenzeitlich die Unterstützung der alleinstehenden, älteren Menschen wurde. Als drittes Projekt rief man gemeinsam die Tagesstätte für Kinder aus minderbemittelten Familien, die „Arche Noah“, ins Leben.
Aus Anlass der 20 Jahre Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Kassel – Bad Wilhelmshöhe und des zehnjährigen Bestehens der „Arche Noah“ fand am vergangenen Freitag zunächst im Rathaus ein Festakt statt und danach zeigten die betreuten Kinder in ihrem zweiten Zuhause ihr Können. Für ihren Einsatz für Heltau hat Marianne Dithmar kürzlich den Bundesverdienstorden erhalten, Dr. Ursula Cioflec wurde eine Dankesurkunde überreicht. Die Laudatio auf sie hielt Pfarrer Martin Decker.
Moderator des Festaktes im Rathaus war Vizebürgermeister Johann Krech. Vor zwanzig Jahren habe er, aufgrund der vor 1989 erhaltenen Erziehung, die Notwendigkeit der Sozialstation mit Skepsis betrachtet und die Ansicht vertreten, die Familie müsse sich um die „Schwachen“ kümmern, heute ist er überzeugt, dass es richtig war diese Einrichtung zu gründen und dass es Aufgabe der Gesellschaft ist, die Notleidenden in das Boot und dann ans sichere Ufer zu bringen. Respekt und Wertschätzung für das Projekt äußerte Thomas Gerlach, der deutsche Generalkonsul in Hermannstadt/Sibiu, und fand es wichtig, dass etwas für die Kinder und Jugendlichen getan wird um am rechten Weg zu bleiben. Er stelle mit Genugtuung fest, dass es eine gute Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung, den Glaubengemeinschaften und der Kirchengemeinde Kassel – Bad Wilhelmshöhe gibt, sagte der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganţ und sprach seine Hoffnung aus, in Zukunft bei keinem Minister mehr intervenieren zu müssen, um die von rumänischer Seite für dieses wichtige Projekt möglichen Mittel loszueisen.
Der Träger der Kindertagesstätte ist das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Betreut werden zurzeit 35 Kinder, die auf zwei Gruppen geteilt, je nachdem ob sie vormittags oder nachmittags Unterricht haben, Frühstück oder Imbiss, Mittagessen erhalten alle, und allen stehen Duschen und die Möglichkeit, unter Anleitung von Lehrern die Hausaufgaben zu machen, zur Verfügung. Sie finden hier aber vor allem, was sie zu ihrer Persönlichkeitsbildung brauchen, so Dithmar: Geborgenheit und eine ganzheitliche Betreuung, da sie von der Umgebung geprägt worden sind aus der sie kommen. Die Räume der Kindertagesstätte stellt die Stadt mietfrei zur Verfügung, renoviert und ausgestattet wurden sie dank finanzieller Unterstützung verschiedener Kirchen in Deutschland. Die Unterhaltskosten sollen nach und nach vom Träger übernommen werden, doch sicherten die deutschen Partner zu, so lang als nötig der „Arche Noah“ beizustehen.