Karansebesch/Temeswar – Cristian Teodor Lucian und Elena Roxana Lucian, die beiden des wiederholten Betrugs und der Fälschung im Wiederholungsfall bezichtigten Rechtsanwälte aus Karansebesch/Caransebeş, haben vor dem Berufungsgericht in Temeswar einen Aufschub der Gerichtsverhandlungen gegen sie beantragt, indem sie Krankenzeugnisse vorlegten, denen zufolge sie sich zum ersten Verhandlungstermin – 18. September – dem Gericht nicht stellen könnten. Dem Gericht übergeben haben sie die Staatsanwälte des Obersten Justiz- und Kassationshofs (ÎCCJ) aufgrund mehrmonatiger Untersuchungen und Nachforschungen und der ÎCCJ-Entscheidung vom 8. September d.J. .
Als Geschädigte treten vor Gericht die Stadtverwaltung von Karansebesch auf (sieben Betrugsfälle und ebenso viele Fälle von Dokumentenfälschungen, aufgrund derer das Karansebescher Rechtsanwaltsbüro Lucian die Stadt um mehrere hunderttausende Lei getrogen hat) sowie die Unternehmer Ion Pietraru und Gerhard Tuscher, die von den beiden, nach wie vor als Rechtsanwälte tätigen, Eheleuten Lucian ebenfalls um mehrere hunderttausend Lei betrogen wurden.
Dem Temeswarer Berufungsgericht haben die beiden Rechtsanwälte Krankheitszeugnisse vorgelegt, aufgrund derer sie sich zum Gerichtstermin am 18. September angeblich nicht stellen konnten, worauf das Gericht einen neuen Termin auf den 16. Oktober angesetzt hat. Ion Pietraru, einer der von den Rechtsanwälten bei der Abrechnung von Gerichtskosten und Stempelmarken betrogenen Geschäftsleute, erklärte den Medien unmittelbar nach Bekanntgabe des Terminaufschubs des Beginns der Gerichtsverhandlungen: „Ich verfüge über Beweise, dass zum ursprünglich angesetzten Termin des Gerichtsbeginns der Herr Rechtsanwalt Lucian am Freitag, dem 18. September, in seinem Anwaltsbüro in der Karansebescher Nicolae Bălcescu-Straße einen normalen Arbeitstag hatte, also nicht krank war und dass seine Frau einen Tag zuvor vor dem Karansebescher Gericht als Verteidigerin aufgetreten war, also auch nicht krank gewesen sein konnte, dass sie also dem Berufungsgericht in Temeswar gefälschte Dokumente über ihre angebliche Krankheit vorgelegt haben. Mehr noch, am Samstag, dem 19. September, nahmen die ´kranken´ Eheleute Lucian an der Hochzeit eines ihrer Rechtsanwaltskollegen teil.“
Im Juni d.J. hatte das Temeswarer Berufungsgericht die Eheleute Cristian Teodor Lucian und Elena Roxana Lucian aufgrund der Anzeigen der geschädigten Geschäftsleute und der Stadt Karansebesch vor Gericht gestellt, was die Anfechtung dieser Entscheidung seitens der Angeklagten beim Obersten Justiz- und Kassationshof (ÎCCJ) hervorrief. Die Anklage lautete auf Betrug und Fälschung sowie Nutzung der Fälschung offizieller Dokumente, alles im Wiederholungsfall. Das ÎCCJ hat sich erst Anfang September zur Anfechtung des Urteils durch die Beklagten geäußert, die Anfechtung abgewiesen und verfügt, dass die Gerichtsverhandlung gegen sie am 18. September beginnt. Nun haben die Angeklagten einen neuerlichen Aufschub des Gerichtstermins erzielt, obwohl neuerlich ein akuter Verdacht auf Fälschung vorliegt, diesmal des ärztlichen Zeugnisses, das von Berufungsgericht Temeswar akzeptiert, von einem der Kläger aber mit Argumenten angefochten wurde, allerdings nicht gerichtlich, sondern öffentlich.
Die Betrugsvorgänge der Eheleute Lucian bewegten sich „durchwegs im Bereich der Nullen“, wie einer der Staatsanwälte es formulierte, indem sie nämlich bei Prozessen, wo der von ihnen vertretene Kläger als Gerichtskosten zehn Prozent des eingeklagten Schadens einzahlen musste, der real eingezahlten Summe durch Fälschung mittels auf dem Computer gescannten und fabrizierten Dokumenten Nullen anhängten - etwa aus real eingezahlten 21.400 Lei 214.000 Lei machten und letztere Summe dann beim Kläger, den sie vertraten, abrechneten. Außerdem ließen sie anschließend meist die Rechnungen, also die Nachweise, „verschwinden“. Das erforderte sehr umständliche Nachforschungen der Staatsanwälte, bis diese das „System Lucian“ entschlüsselt hatten. Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Bukarester Unternehmer Ion Pietraru (ADZ berichtete), der gleichzeitig der Hauptgeschädigte der betrügerischen Rechtsanwälte ist.