Temeswar - Das Berufungsgericht Temeswar hat kurz vor Weihnachten entschieden: Das einstige Haus der Floristenfamilie Mühle in der Temeswarer Innenstadt soll in seinen gebrauchsfähigen Zustand aus dem Jahr 2012 gebracht werden. Darum müssen sich die Eigentümer kümmern. „Dies ist ein Erfolg für die Stadt, denn so kann das geschichtsträchtige Haus gerettet und als eines der wichtigen Stadtsymbole erhalten werden“, kündigte der Vizebürgermeister der Stadt Temeswar, Dan Diaconu, vor Kurzem auf seiner Facebook-Seite an.
Die ersten Proteste um den Erhalt des historischen Baus sind 2012 ausgebrochen, nachdem der Immobilienclan, der die Villa besitzt, gewaltige Eingriffe an dem Haus unternommen hat. Unter dem Vorwand, dass man Reparaturen am sanierungsbedürftigen Haus unternehmen muss, wurde das Gebäude schwer beschädigt: Das Dach wurde komplett abgerissen, die Stürze entfernt, sämtliche Fenster und Holzteile wurden abmontiert. In bloß einigen Tagen wurde das Haus von einer quasi-bewohnbaren Immobilie zu einer Ruine. Wahrscheinlich hatte man sich gewünscht, das Haus für eine längere Zeit unverputzt dastehen zu lassen, damit die Natur mit dem Bau das machen kann, was die Besitzer laut Gesetz nicht dürfen – hatten mehrere Temeswarer Architekten behauptet. Der einflussreiche Roma-Immobilienclan Cârpaci, der das Mühle-Haus besitzt, hat im Laufe der Jahre mehrere Altbauten aus der Temeswarer Innenstadt unter kuriosen Umständen erworben und nach dem Vorbild der Roma-Paläste umgebaut. Um dies im Falle der Mühle-Villa zu vermeiden, reagierte die Öffentlichkeit schnell und demonstrierte mehrmals gegen die Zerstörung der geschichtsträchtigen Villa der Familie Mühle in der Mihai-Viteazu-Straße.
Das jetzige Urteil ist das Ergebnis eines Prozesses, der bereits seit über drei Jahren dauert. Der Kampf um das Mühle-Haus wurde vor Gericht, aber vor allem vor Ort, auf der Straße, in den Medien und im Internet ausgetragen. Durch den jüngsten Gerichtsbeschluss muss nun der Eigentümer Nelson Mihai sobald wie möglich die Arbeiten für den Erhalt der Immobilie starten – alles auf seine Kosten. Nelson Mihai hat das Gebäude von Ionel Stancu, der Kopf des umstrittenen Cârpaci-Immobilienklans, der 2015 verstarb, geerbt. Falls sich der Eigentümer weigert, die Arbeiten umzusetzen, darf das Bürgermeisteramt das Haus sanieren, ebenfalls auf Kosten des Eigentümers.