Geschickt kopieren statt neu erfinden

Reschitzaer Bürgermeister will von Franzosen lernen, wie man Nahverkehr optimiert

Reschitza - „Ich bin fest davon überzeugt, dass es zur Rolle eines Bürgermeisters gehört, bei jeder Gelegenheit für seine Stadt Lobby zu machen”, erklärte der Reschitzaer Bürgermeister Ioan Popa nach seiner Rückkehr aus Bukarest, wo er auf Einladung der Botschaft Frankreichs und der Rumänisch-Französischen Handelskammer an einer Tagung zum Thema „Nachhaltige Städte” teilnahm, wo Vertreter von 15 französischen Firmen anwesend waren, die auf Mobilität und Infrastruktur spezialisiert sind. „Städtische Mobilität der Zukunft und städtische Infrastruktur sind auch meine Interessengebiete als Bürgermeister und der Erfahrungsaustausch mit den 15 Firmen aus Frankreich, die auf solche Themen spezialisiert sind, war nützlich. Und sie haben Interesse an den Initiativen von Reschitza gezeigt.”

Er sei ziemlich stolz, dass die Botschaft Frankreichs daran gedacht habe, ausgerechnet ihn einzuladen, ein Zeichen, dass man auch auf Botschaftsebene von seinen Bemühungen wisse. Dass er die Projekte von Reschitza vor den Firmenfachleuten vorstellen konnte, findet er, sei eine „gute Chance“ für die Stadt. „Ich bin im Namen einer Stadt aufgetreten, die nach der Wende von 1989 eine beispiellose wirtschaftliche Talfahrt erleben musste. Wir hatten mal eine Straßenbahnlinie – sie wurde aufgegeben, die Straßenbahnen verschrottet, der Nahverkehr privatisiert. Danach mussten wir das Straßenbahndepot zurückkaufen, einen eigenen Nahverkehrsbetrieb der Stadt gründen, jetzt arbeiten wir am Projekt der Sanierung der Straßenbahnschienen und wollen 20 neue Straßenbahnen kaufen. Die Machbarkeitsstudie für den neugedachten Nahverkehr ist fast fertig, ebenso das technische Projekt dazu. Bordeaux und Grenoble haben jetzt ihre Unterstützung dazu angeboten. Aber wir fahren auch noch nach Chemnitz und Gera und schauen uns dortige Erfahrungen hinsichtlich Sanierung des Straßenbahnverkehrs an. Fakt ist: nichts muss neu erfunden werden! Die Kunst ist, von den Erfindungen anderer das Beste zu übernehmen, womöglich zum günstigsten Preis. Gute Praktiken des Abendlands zu kopieren ist keine Schande. Und wenn wir finden, dass die guten Erfahrungen uns auch offen präsentiert werden, sollten wir ohne zu fackeln zugreifen! Vergeudete Energien und Ressourcen hat es bereits ausreichend gegeben. Ich würde mich gern über 3-4 Jahre vorversetzen lassen, um alles fertig zu sehen!”