Kronstadt - Vor 50 Jahren wurden die reformierte Kirche – ein architektonisches Schmuckstück der Stadt – sowie das Pfarrhaus und das Schulgebäude, die sich neben dem Hotel Aro-Palace befanden, auf „hohe“ Anweisung abgetragen, um dem neuen Hotelflügel Platz zu machen. Die Kirche, die nach einem Projekt des Architekten Alpar Ignacz innerhalb von zwei Jahren gebaut worden war, wurde am 24. August 1892 vom Bischof Domokos Szász geweiht. Initiator des Projekts war der reformierte Pfarrer János Molnár, der 43 Jahre lang bis zu seinem 1893 erfolgten Tod in dieser Kirche als Seelsorger treu gedient hat. Er hat auch die Sonntagsschule für Lehrlinge, den reformierten Chor und die öffentliche ungarische Bibliothek gegründet, die im nebenan befindlichen Gebäude ihre Tätigkeiten entfalteten.
Vor 50 Jahren, am 11. Juni 1963, wurde eine Sitzung des Presbyteriums einberufen, an der auch einige hochrangige Parteifunktionäre teilnahmen und den Beschluss bekannt gaben, laut dem Kirche, Pfarrhaus und Schulgebäude wegen erforderlicher Neubauten abgetragen werden sollten. Auch der Widerstand der Pfarrer Dezsö Albu, Károly Szabo und Czisa Pál nützte nichts, obwohl diese Bauten zwei Weltkriege überstanden hatten. Es wurde gleich ans Werk gegangen, Pfarrhaus und Schulgebäude wurden beseitigt. Im Herbst 1963 wurde dann die Kirche innerhalb weniger Tage dem Erdboden gleichgemacht und der Schutt schnellstens weggeschafft. Von dem versprochenen Neubau einer Kirche war nichts mehr zu hören. Der reformierten Kirchengemeinde wurde der neben dem Andrei-Şaguna-Lyzeum befindliche Sportsaal zugeteilt, um als Gotteshaus zu dienen und tut dieses auch heute noch. An die ehemalige Kirche erinnern bloß die Orgel, die Kanzel und einige Bänke, die in Eile damals gerettet werden konnten. Gegenwärtig ist nur eine Gedenktafel auf der Grünfläche vor dem Hotel angebracht, die an die ehemals da befindliche Kirche erinnert.
Am kommenden Sonntag, 13 Uhr, lädt die reformierte Kirchengemeinde die Geistlichen aller Konfessionen zu einem Erinnerungsgottesdienst in der Reformierten Kirche (Andrei Şaguna-Str. 3) ein. Dabei wird auch eine Gedenktafel für Pfarrer János Molnár enthüllt. Von 12.45 bis 13 Uhr werden die Glocken sämtlicher Kirchen aus dem Stadtgebiet erklingen, aus Solidarität mit der betroffenen reformierten Kirchengemeinde und als Mahnung, dass solche Missetaten nie wieder erfolgen sollen.