Hermannstadt – Wegen der Eigenheit des Stammpublikums vor Ort wäre es „schwieriger“, Ausstellungseröffnungen der Abteilung des Brukenthalmuseums für Zeitgenössische Kunst absichtlich und ausgerechnet samstags stattfinden zu lassen, räumte Dr. Alexandru Chituță am 6. April ein. Obwohl Hermannstadts/Sibius „kulturelles Sprühen“ nicht mehr von der Hand zu weisen ist, halte man in der Stadt gerne am konservativen Kurs fest, rechtfertigte der Museums-Direktor den verstärkten Fokus auf moderne Kunst an einem lokal ungewöhnlichen Tag zur Einladung in die Quergasse/str. Tribunei. Augenblicke zuvor schließlich hatte Kuratorin Alexandra Runcan die Grafiken von Gast Anca Boeriu aus Bukarest als das Gegenteil leichtgängiger Wohnzimmer-Kunst beworben und Kritikerin Ana Negoiță, die ebenso aus der Hauptstadt Rumäniens angereist war, den Teppich für nähere Ausführungen betreffend die Ausstellung „That´s My Line“ ausgerollt. Rot wie die Haupttöne der Exponate war er nicht, doch konnte Ana Negoiță einmal mehr mit offenen Ohren auch in Hermannstadt rechnen, dessen zentrales Museum sie schon öfters kuratierend besucht hat. Was Anca Boeriu unter dem Begriff von Linie verstehe und ihren Zuschauern vermittele, habe mit chromatischer Abstufung und struktureller Gestaltung von Kunst zu tun.
Anca Boeriu persönlich pflichtete Ana Negoiță sofort bei. „Ich habe diesen Raum erstmals 2023 betreten und wusste, dass ich hier gerne tätig werden möchte.“ Es sollte nicht bei den fünf Arbeiten bleiben, die Anca Boeriu im Herbst 2023 während des internationalen Sibiu Contemporary Art Festival (SCAF) ausgestellt hat, wie Dr. Chituță erklärte und der 2008 in Bukarest promovierten Grafikerin für „das Auf und Ab“ ihrer autobiografisch inspirierten Expo dankte. Denn „wir leben von der Arbeit des Künstlers“, so der Interims-Chef des Brukenthalmuseums, dessen Abteilung für Zeitgenössische Kunst bis Ende April über Lebens- und Schaffenslinien von Anca Boeriu aufklärt.