Griechen gehen, Griechen kommen

Aber an der Umgehungsstraße von Domaşnea murksen sie immer noch rum

Karansebesch/Orschowa - Die DN 6 Temeswar-Bukarest über den Temesch-Cerna-Durchbruch im Banater Bergland wurde vor mehr als zehn Jahren als Durchfahrtalternative des West-Ost-Fernverkehrs für die Zeitspanne hergerichtet, wenn die Autobahn A1 gebaut wird. Dabei zog man auch die von der EU – dem Hauptfinanzierer des Straßenbauprojekts – dringend angebotene Alternative in Betracht, Umgehungsstraßen der durch den Durchgangsverkehr stark verkehrsbelasteten Ortschaften zu bauen. Doch diese haben es in sich.

Denn nicht nur die mehr als 16 Kilometer lange Umgehungsstraße von Karansebesch war schon in ihrer Planungsphase eine fast zu harte Nuss für Karansebescher Ambitionen und, nach ihrer Fertigstellung, ein permanentes Streitobjekt der Stadtverwaltung mit den Straßenbauunternehmen und der Nationalen Verwaltung für Überlandstraßen und Autobahnen CNADNR, auch an der Umgehungsstraße von Doma{nea beißen sich die Straßenbauunternehmen die Zähne aus.

An der Umgehungsstraße dieser stolzen und reichen Großgemeinde des Banater Berglands wird seit etwa zehn Jahren gearbeitet. Und immer noch haben die griechischen Straßenbaufirmen, welche die internationale Ausschreibung gewonnen hatten, das Problem der Erdrutsche am berg- oder talwärtigen Straßenrand nicht in den Griff bekommen. Inzwischen sind diese „Retouchierungsarbeiten“ schon (fast) dreimal teurer zu stehen gekommen als die ursprünglichen Bauarbeiten am drei Kilometer langen Abschnitt der Umgehungsstraße – und ein Ende ist laut Rathaus Doma{nea noch nicht abzusehen.

Die Bauarbeiten im Abschnitt der DN 6 zwischen Orschowa und Karansebesch – der auch in den Verantwortungsbereich der beiden dort ansässigen Straßenverwaltungen fällt – waren ursprünglich der griechischen Firma Pantechniki zugesprochen worden. Durch die darauf folgende nächste Ausschreibung fiel auch die Umgehungsstraße von Doma{nea den selben Griechen zu, was als „natürlich“ bezeichnet wurde. Und wohl auch war. Allerdings gab es bereits bei der Vorstellung des Bauprojekts Bemängelungen der vorgeschlagenen technischen Lösungen, die auch protokollarisch festgehalten wurden.

Wie zum Nachweis der Bemängelungen musste die Umgehungsstraße, keine sechs Monate nach ihrer Einweihung, im März 2012 wegen Reparaturarbeiten gesperrt werden. Von da an liefen die Dinge ähnlich wie mit der Umgehungsstraße von Karansebesch, nämlich im Wechsel zwischen Eröffnen und Sperren und Wiedereröffnen und nochmal Reparieren. Mal war der schwere Winter 2011-2012 dran schuld, dass der ganze Hügelhang zu Tal rutschte und die Straße einfach brach – zum Glück ohne Opfer –, mal Regenfälle und wohl auch manchmal der liebe Herrgott. Keinmal waren die schlecht ausgeführten Hangkonsolidierungsarbeiten am Desaster schuld.

Pantechniki zog sich aus Rumänien zurück, an ihre Stelle kamen die Griechen von Aktor. Auch die haben inzwischen – so erklären sie vorwurfsvoll – acht Millionen Euro in die Rerparaturarbeiten gesteckt und werfen nun dem Auftraggeber, CNADNR, vor, noch nichts davon verrechnet zu haben – obwohl die Reparaturen ja eigentlich auf Kosten derer durchgeführt werden müssten, die vorher geschlampt haben, da die Umgehungsstraße noch in der Garantieperiode ist. Nebenbei: die ganzen drei Kilometer der Umgehungsstraße haben drei Millionen Euro gekostet. So viel hatte Pantechniki bei der Ausschreibung gefordert. Und angeblich bekommen. (Obwohl: die Umgehungsstraße von Domaşnea ist bis zum heutigen Tag von CNADNR nicht abgenommen worden, und da darf man – auch wenn die Straßenbaubehörde auf eine diesbezügliche Anfrage nicht antwortete – ernsthaft zweifeln an einer Bezahlung der Baukosten, ohne offizielle Übernahme. Das wäre glatt gesetzwidrig.)

Dieser Tage, als Transportminister Dan Şova in Reschitza weilte, stoppte er nicht nur alle Spekulationen bezüglich der Finanzierung des Baus einer Autobahn-Zubringerstraße aus dem Südbanat zur A1 (das schon weißbärtige Projekt Neumoldowa – Lugosch über Orawitza – Bokschan), sondern auch jeden Traum von ordentlichen Mengen Geld für den Südbanater Straßenbau: lediglich 950.000 Euro werden in diesem Jahr dem Verwaltungskreis Karasch-Severin für Straßenbau zugeteilt. Das reicht gerade mal knapp zum notdürftigen Stopfen gröbster Löcher, auf keinen Fall zur Begleichung der Millionen-Forderungen der Griechen von Aktor.