Hermannstadt – Das Mittelalterfestival „Cetăţi Transilvane“ (Siebenbürger Burgen) war auch in diesem Jahr ein großer Erfolg. Bereits seit der 16. Ausgabe findet das Festival jährlich am letzten Wochenende im August in Hermannstadt/Sibiu statt. Die Besucher tauchten in die Welt des Mittelalters ein. Dies gelang mit Hilfe der Musik, durch Vorträge und Vorführungen zur Kriegsführung, dem typischen Handwerk und dem Alltagsleben.
Die beeindruckende Eröffnungsparade der etwa 250 Künstler startete dieses Jahr nicht wie gewohnt in der oberen Stadt, sondern auf dem Platz vor der Dragoner Wache, wo sich die ersten Siedler vor 825 Jahren niedergelassen haben. So war auch die eingeschlagene Route neu, über den Fingerlingsplatz/Piaţa Aurarilor zum Kleinen Ring/Piaţa Mică, dann über die Lügenbrücke/Podul Minciunilor, den Huetplatz/Piaţa Huet und die Samuel-von-Brukenthal-Straße bis auf den Großen Ring/ Piaţa Mare. Auf letzterem versammelten sich am Freitagabend rund 10.000 Besucher, so viele, als dass sich bei allen Imbissständen lange Schlangen bildeten.
Ab 21 Uhr gab es zwei Konzerte ungarischer Künstler: Anno Musica und Bordo Sarkany. Traditionelle Instrumente, wie Dudelsäcke und Lauten, wurden begleitet von modernem Schlagzeug und dazu sorgten die Aufführungen der Tanzgruppe Nosa aus Bistritz für fabelhafte Stimmung. Aufsehen erregte auch die spanisch-rumänische Vorführung „Caballo Real“, in deren Mittelpunkt ein riesiges mechanisches Plüschpferd stand.
Mädchen und Frauen in anmutigen, historischen Gewändern führten Tänze auf, Jungen und Männer zeigten ihr ritterliches Können in der Kampfkunst mit Schwertern, Speeren, sowie Pfeil und Bogen. Überraschend auch die hohe Zahl der Künstler, die sich dem Thema Mittelalter widmen. Bei den auf dem Großen Ring aufgebauten Lagern der Kompanien für historisches Reenactment Terra Ultrasilvana aus Kronstadt/Braşov, Paladinii de Terra Medies/Mediasch und Anacronism aus Hermannstadt/Sibiu gab es fast durchgehend Vorführungen und Erläuterungen zu den von ihnen präsentierten Ausrüstungen und Künsten. Mittelalterliche Strafen blieben allerdings nicht aus: Paladinii de Terra Medies führten grausam anmutende Folter- und Strafmethoden vor.
Prächtige Fotomotive boten Schüler aus Hermannstädter Gymnasien, die als Freiwillige Mitarbeiter des Festivals mittelalterliche Kleidung vorführten. Auch die Wandergesellen scheuten die sengende Augusthitze nicht. So musste zum Beispiel noch eine Türangel am Zaun der Teutschstatue auf dem Huetplatz gelötet werden. In der von der Wandergesellenherberge (Casa Calfelor) unterstützten Schmiedeeisen-Werkstatt glühte die Kohle, Eisen wurde erhitzt und zurechtgebogen. Als Lehrling bei den Wandergesellen half auch Adela Steopan aus Rodna, Kreis Bistritz, kräftig mit. Sie habe gerade gelernt eiserne Rosen zu formen. Leicht sei die Arbeit nicht, erzählte Adela, es hätten auch andere Mädchen angefangen, aber nur sie sei nun bereits zwei Wochen dabei geblieben.
Mitreißend waren die frei gesprochenen Vorträge von Prof. Zeno K. Pinter. So entführte er die Zuhörer in die Vergangenheit Hermannstadts und erklärte, wie aus dem ehemaligen Hermannsdorf im Mittelalter eine Stadt wurde. Die Bauten der mittelalterlichen Stadt konnte man mit Historiker R²zvan C. Pop während seiner zwei, dieses Jahr neu im Programm aufgenommenen Stadtführungen entdecken. Wie zur damaligen Zeit Geschichten entstanden, erzählte Florinela Anca Vasilescu. Zahlreiche Kinder erfreuten sich an den Aufführungen in dem eigens für sie aufgestellten mittelalterlichen Schloss. Angeboten wurden auch interaktive Spiele für Kinder und Erwachsene.
Das Festival wurde an allen drei Tagen live übertragen im Internet auf www.livestream.com, auf der offiziellen Facebook-Seite des Festivals www. facebook.com/FestivalulMedievalCetatiTransilvaneSibiu sowie auf www.fmct.ro und wurde vom Fernsehsender TV Alpha Media Medgidia übernommen.