Hermannstadt - Mit dem Auto geht es hinaus ins Harbachtal/Valea Hârtibaciului. Ziel ist Holzmengen/Hosman, dieses kleine Dorf, dessen weißgetünchte Kirchenburg sich so pittoresk vor dem gewaltigen Karpatenpanorama emporreckt. Nur wenige Straßen von diesem historischen Ensemble entfernt, befindet sich ein weiteres Denkmal, das in den vergangenen Jahren dank einer Handvoll engagierter Dorfbewohner wieder zum Leben erweckt wurde.
Eine lange Schlange von Autos zeigte dem ortsunkundigen Gast den Eingang zur „Alten Mühle/Moara Veche“ an, wo am vergangenen Samstag der Mühlentag gefeiert wurde. Der alte Hof ist liebevoll restauriert, leuchtend blau strahlt seine Fassade. Das schwere hölzerne Hoftor steht weit offen und fordert förmlich zum Eintreten auf. Es ist ein munteres Kommen und Gehen, zahlreiche Besucher aus den Dörfern der Umgebung, aber auch aus Hermannstadt/Sibiu und sogar ein Reisebus mit Touristen aus Deutschland haben den Weg hierher gefunden.
Seit 2010 veranstalte man den Mühlentag, seit der Wiedereröffnung der Mühle, erzählt Jochen Cotaru vom Verein „Hosman Durabil“. Die Familie Cotaru gehörte zu den Hauptakteuren, die die Restaurierung der 1932 erstmals eröffneten Mühle vorantrieben. Dank einer Zuwendung aus so genannten EEA-Grants, eines von den Ländern Liechtenstein, Island und Norwegen finanzierten Fonds, konnte das Projekt abgeschlossen werden.
Wie Fördermittel beantragt werden, erklären Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe Harbachtal (GAL) im Hof, gleich neben dem Stand des Vereins Austria pro România, der Produkte aus Probstdorf/Stejarişu anbietet. Im Garten hinter der Scheune findet sich ein kleiner Handwerkermarkt. Die Produzenten kämen von Kronstadt/Braşov bis Hochfeld/Fofeldea, erzählt Cotaru. Frischen Most aus der Presse gibt es hier, Mici natürlich, dazu Hanklich und Pflaumenkuchen.
Natürlich fehlen nicht Honig, Zakuska, Marmeladen und diverse andere Leckereien. An anderen Ständen bieten Handwerker und Organisationen wie der Hermannstädter Frauenverein Korbwaren, Besen, Herbstgestecke, Schmuck und Gestricktes an. „It´s lovely“, hört man an einer Ecke des Gartens, und tatsächlich ist die Atmosphäre im Garten reizend.
Wer mehr über die Geschichte der Mühle erfahren will, kann dem mehrmals an diesem Tag veranstalteten Schaumahlen zuschauen oder den Führungen von Violeta Boldizsár, genannt Luijza, durch die zum Komplex gehörende Bäckerei beiwohnen. „Die Bäckerei ist bio-zertifiziert, arbeitet also nach strengen Maßstäben“, sagt die sympathische Ungarin. 500 bis 600 Brote zu je 1,5 Kilogramm verlassen jede Woche die kleine Backstube, eine Tonne Mehl wird dabei verarbeitet, Man verwende nur traditionelle Rezepte, erklärt Bololizsár den Besuchern. Mit den hier produzierten Weiß-, Weizen- und Vollkornbroten werden die Märkte im Harbachtal bis nach Agnetheln beliefert. Außerdem findet man das Brot auf dem freitäglichen Biomarkt auf dem Huetplatz/Piaţa Huet in Hermannstadt.
Die Bäckerei hat auch eine soziale Komponente. Drei feste Angestellte gibt es, in Spitzenzeiten, beispielsweise vor Feiertagen, arbeiten hier sogar 17 Menschen. „Die Produktivität ist nicht sehr groß“, gesteht die Bäckerin, „es ist sehr schwer, Gewinn zu erwirtschaften“. Aber in erster Linie wolle man eine Alternative zum weit verbreiteten Industriebrot anbieten und Qualität produzieren. Der zur Bäckerei gehörende Laden hat montags und samstags zwischen 8.30 und 10.30 Uhr geöffnet, Donnerstags ist er den ganzen Tag besetzt.
Wer also das nächste Mal an Holzmengen vorbeifährt, der kann auch einmal einen Abstecher zur Mühle machen, nach Anmeldung gibt es sogar ein exklusives Picknick mit hausgemachtem Essen im Mühlengarten.