Hat der Tod der Moritzfelderin ein Nachspiel?

Staatsanwälte des Stadtgerichts Reschitza untersuchen den „suspekten Tod“ der Pfarrersfrau

Reschitza/Moritzfeld – Der verrentete Chi-rurg Paul Purea, als Mitglied des Kreisrats Karasch-Severin Verwaltungsratsvorsitzender des Notfallkrankenhauses Reschitza, reagierte umgehend auf die Nachricht vom Tod der Krankenschwester und Frau des orthodoxen Pfarrers von Moritzfeld/Măureni (ADZ berichtete). „Ich fordere, dass die Nekropsie durchgeführt wird. Als Chirurg habe ich tausende Fälle behandelt mit offenen Brüchen – und nie ist einer gestorben. An einem offenen Knochenbruch stirbt man nicht!“

Die Familie der Pfarrersfrau meinte am Tag des Begräbnisses, die 48-jährige hauptberufliche Krankenschwester sei „einfach ehrlich“ gewesen, als sie dem Personal der Ambulanz und des Krankenhauses gesagt hatte, dass sie einige Tage vorher mit jemand in Berührung gekommen sei, der unter dem Verdacht stand, mit Covid-19 infiziert zu sein. Bürgermeister Brian Filimon: „Diese Ehrlichkeit war für sie fatal. Von jenem Geständnis an begann die Nervosität, die Handlungen wurden chaotisch. Und es ging viel Zeit verloren. Sie gelangte nicht mehr in den OP-Saal. Sie starb, ohne die Hilfeleistung zu bekommen, wegen welcher sie ins Krankenhaus gebracht wurde und die Pflicht des Krankenhauspersonals gewesen wäre.“

Inzwischen sind die Staatsanwälte des Munizipalgerichts Reschitza aktiv geworden. Sie recherchieren wegen „dem suspektem Tod einer Krankenhauspatientin“. Der Hauptgrund der staatsanwaltlichen Untersuchungen ist, dass die offiziellen Stellungnahmen zu diesem Fall seitens des Krankenhauses Widersprüchliches enthalten. Es widersprechen sich bei-spielsweise die Aussagen der Leiterin des Rettungsdienstes Karasch-Severin, Dr. Daniela Popescu, und des diensthabenden Arztes im Krankenhaus, Dr. Cormin Librimir, der die Patientin vom Rettungsdienst übernommen hat. „Um 18.36 Uhr hat das Team des Rettungswagens die Frau zuerst verbunden und ihren sehr niedrigen Blutdruck mit einer Perfusion stabilisiert, um sie dann nach Reschitza zu fahren und um 19.17 Uhr im Aufnahmezelt des Notfallkrankenhauses an Dr. Librimir zu übergeben.“ So Dr. Popescu vom Rettungsdienst. Hingegen Dr. Cosmin Librimir von der Notaufnahme des Krankenhauses: „Wir wurden über Funk vom Ankommen der Patientin unterrichtet, im Zelt. Es käme aus Moritzfeld eine Patientin mit offenem Knöchelbruch, möglicherweise mit Covid-19-Kontakt. Als wir sie um 19.22 übernahmen, war sie stabil, bei Bewusstsein – wir sprachen mit ihr, sie kommunizierte, hatte aber große Schmerzen. Im Rettungswagen war sie stabil und brauchte keine Perfusion.“

Solche kleine Nichtübereinstimmungen in den Erklärungen nähren des Verdacht der trauenden Familie, dass es sich um ärztliches Versagen oder gar unterlassene Hilfeleistung handeln könnte, weil offensichtlich die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus die Klarheit und Zielgenauigkeit der ärztlichen Handlung bei diesem Notfall gestört hat. Und: dass das Krankenhauspersonal etwas zu verbergen versucht.

Die Frau des orthodoxen Pfarrers von Moritzfeld und Krankenschwester ist in-zwischen beerdigt worden. Den Weg des Totenwagens haben die Bewohner von Moritzfeld, die wegen der Notstandsverfügungen nicht am Begräbnis teilnehmen durften, mit Blumen bestreut. Sie standen vor ihren Häusern und bekundeten ihren Dank mit Beifall für „Tante Corina“, wie sie in Moritzfeld bekannt war.