Temeswar (ADZ) – In der Temescher Kleinstadt Hatzfeld/Jimbolia sollen demnächst mehrere Straßen durch ein grenzüberschreitendes Projekt mit dem Nachbarland Serbien instandgesetzt werden, knapp 720.000 Euro stellt die Europäische Union für dieses Vorhaben zur Verfügung. Neu asphaltiert werden die Straßen Calea Mărăşeşti, Ioan Slavici und Liviu Rebreanu, die in unmittelbarer Nähe zur Fernstraße 59C liegen. Diese führt zum 2014 eröffneten Grenzübergang bei Lunga, Gemeinde Großkomlosch/Comloşu Mare. Projektpartner sind die serbische Stadt Kikinda, die Straßenbaubehörde Serbiens und der Verein für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Banats aus Kikinda. Gefördert wird das bilaterale Projekt mit insgesamt 1,541 Millionen Euro, etwas weniger als die Hälfte fließt in die Banater Kleinstadt.
Mit ihren etwa 11.000 Einwohnern profitiert die Stadt Hatzfeld zunehmend von der Nähe zur Republik Serbien, die Beziehungen zur etwas größeren serbischen Stadt Kikinda (38.000 Einwohner) gestalten sich immer enger, zumal die Eröffnung des Grenzübergangs Lunga – Nakovo die Entfernung zwischen den beiden Städten von 40 Kilometer (über Serbisch-Zerne/Srpska Crnja) auf 27 gekürzt hat. Allerdings ist es bisher noch nicht gelungen, in den ausländischen Fabriken von Hatzfeld serbische Arbeitnehmer zu beschäftigen, teilweise wegen der bürokratischen Hürden, die das rumänische Arbeitsministerium einem solchen Vorhaben in den Weg gestellt hat, teilweise aber auch deshalb, weil serbische Bürger verstärkt in Westeuropa arbeiten und sich auch die Lage auf dem serbischen Arbeitsmarkt etwas gebessert hat. In den serbischen Städten des Banats gibt es inzwischen mehrere ausländische Niederlassungen, im rumänischen Banat tätige Konzerne betreiben längst Werke auch im Nachbarland, so zum Beispiel Zoppas in Kikinda, Dräxlmaier in Großbetschkerek/Zrenjanin, Fresenius in Werschetz/Vrsac oder Linde Gas in Becej. Mit 3200 Mitarbeitern ist die Dräxlmaier-Niederlassung in Großbetschkerek einer der größten Arbeitgeber in der gesamten Autonomen Provinz Vojvodina.
Mehr als 17 Jahre nach dem Ende des Milosevic-Regimes und der Öffnung Serbiens sind rumänisch-serbische Projekte entlang der Banater Grenze zumindest im Kreis Temesch zur Selbstverständlichkeit geworden, man ist sich deutlich (wieder) näher gekommen. Über ein weiteres grenzüberschreitendes und umfangreicheres Projekt der Temeswarer West-Universität, das von Prorektorin Professor Dr. Otilia Hedşan geleitet wird, versucht man nun, den Tourismus in der Region anzukurbeln, das gemeinsame Erbe steht dabei im Mittelpunkt. In Kikinda zum Beispiel besuchen alljährlich mehrere Tausend Temeswarer das dort Anfang Herbst stattfindende Kürbisfest, in Werschetz ist es das Fest der Traubenlese im September, das rumänische Tagestouristen anzieht. Erörtert wird zurzeit wie die Region auch Touristen aus anderen Ländern gewinnen kann, zumal Temeswar und Neusatz/Novi Sad, die Hauptstadt der Vojvodina, im Jahre 2021 den Titel einer Kulturhauptstadt Europas tragen werden. Davon sollen auch Kleinstädte wie Hatzfeld und Kikinda profitieren.