Hausärzte wollen weiter protestieren

Ärztekammer zeigt sich solidarisch / USR-Senator: Ciolacu lüge krass

Temeswar (ADZ) – Mehrere Temeswarer Hausärzte haben am Montag vor der Kreiskrankenkasse wegen der von der PSD-PNL-Regierung beschlossenen Kürzungen und Einsparungen protestiert. Die Hausmedizin stehe vor dem Kollaps, kein niedergelassener Hausarzt könne unter diesen neuen Bedingungen weitermachen. Am meisten würden die Bürger leiden, die rumänische Gesellschaft werde nun in einen reichen und einen armen Teil zerfallen und der arme drohe auszusterben. Die Landeskrankenkasse habe einen großen Schuldenberg gegenüber den Hausärzten angehäuft, hinzu kämen auch noch die jüngst verordneten Einsparungen. Die Einkommen der Hausarztpraxen würden nun stark sinken, min-        destens 10.000 Praxen drohe der Bankrott. Vor allem auf dem Land würde somit das Recht auf Gesundheitsversorgung zu einer Mär verkommen, sagte die Vorsitzende der Temescher Vereinigung der Hausärzte, Alina Koussini. Dem pflichtete der Vorsitzende des Temescher Vereins für Hausmedizin, Mihai Sorin Iacob, bei. Der Protest sei notwendig geworden, weil die Regierung die Belange der Hausärzte und ihre dramatische Lage nicht verstehe und auch nicht verstehen wolle. Der Großteil der Praxen sei dem Bankrott geweiht, sagte Iacob. Die protestierenden Ärzte reichten am Montag eine Denkschrift bei der Kreiskrankenkasse ein, die alle ihre Forderungen enthält. Eine Antwort bekamen sie vorläufig nicht.

In diesem Fall wolle man die für 2024 gültige Vereinbarung mit der Landeskrankenkasse nicht mehr unterschreiben, drohten die Vertreter der Hausärzte. Die Vorlage, die die landesweiten Proteste hervorgerufen hat, sei noch nicht verabschiedet worden, geplant seien vorerst Beratungen, doch es sei unklar, ob die Regierung diese überhaupt ernst nehmen wolle. Deshalb war für heute noch ein Protest in Temeswar geplant, dieses Mal vor der Präfektur.

Währenddessen erklärte sich die Temescher Ärztekammer solidarisch mit den Hausärzten, den Ärzten in den Ambulatorien und den Zahnärzten, die ebenfalls dieser Tage protestierten. Die Fachärzte würden die Sorgen ihrer Kollegen teilen, Rumäniens Gesundheitswesen befinde sich in einer äußerst kritischen Lage. Alle Forderungen der Hausärzte seien berechtigt, was die Regierung vorhabe, dürfe so nicht geschehen. Die Finanzierung sei sowieso ungenügend, man könne die vorhandenen Gelder nicht weiter kürzen.
Unterstützungsbotschaften für die Hausärzte kamen aus der Opposition. USR-Bürgermeister Dominic Fritz erklärte, dass er alle Forderungen der Hausärzte unterstütze. Die geplante Kürzung der Mittel um 25 Prozent würde die ohnehin komatöse Hausmedizin endgültig begraben, die Regierung handele wie ein verzweifelter Feuerwehrmann, der nicht weiterwüsste. Allein die Bevölkerung habe zu leiden, sagte Fritz. Die Ärzte würden nun nicht nur ihre Rechte verteidigen, sondern das Recht aller Bürger auf eine entsprechende Gesundheitsversorgung. Deshalb wünsche er ihnen Ausdauer und Mut, so der Temeswarer Bürgermeister. Drastischere Worte fand der USR-Parlamentarier Raoul Trifan. Die Regierung Ciolacu solle den Anstand haben, den Ärzten die Wahrheit zu sagen. Diese hätten die Kürzungen zu akzeptieren, weil dem Kabinett Geld für die Sonderrenten der privilegierten Klassen und für die Gehälter all jener fehle, die die PSD und die PNL mit gut bezahlten Stellen und mit lukrativen Verträgen versorgt hätten. Premierminister Marcel Ciolacu sei ein krasser Lügner, wenn er behaupte, dass das Gesundheitswesen heuer mehr Geld als 2023 bekomme. Ciolacu selbst habe Ende 2023 zahlreiche vorgesehene Ausgaben gestoppt und den Ärzten und anderen Gelder verweigert, die gesetzlich für sie vorgesehen waren, nur um jetzt sagen zu können, wie viel Geld er ihnen eigentlich gäbe.