Schäßburg - Zu den Beispielen, wie Heimatkunde an Schüler vermittelt werden kann, gehörte bei dem kürzlich in Schäßburg/Sighişoara ausgetragenen 22. Siebenbürgischen Lehrertag auch das publicitywirksam betitelte Theaterstück „Eine Reise durch Siebenbürgen mit Prinz Charles“. Das Stück entstand im Rahmen des Projekets EDU-ACT des Mihai-Eminescu-Trusts (MET) in Partnerschaft mit der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds und in Zusammenarbeit mit Schulen in Schäßburg, Arkeden/Archita und Malmkrog/Mălăncrav.
Mitgewirkt haben 17 Sechst- und Siebentklässler, die im Ort von einer Lehrkraft betreut wurden. Sie sammelten Informationen aus der Geschichte und führten Interviews mit Leuten in ihrem Heimatort, die sie in einem ersten Workshop vorstellten. Dort erhielten sie Tipps, wonach sie noch fragen könnten, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Ortschaften besser hervorkehren zu können.
In einem zweiten Seminar lernten sie die Technik kennen, um ein Multi-Media-Stück zu erarbeiten und einen Blog entstehen zu lassen. Anfang September fand dann der dritte Workshop statt, in dem sie unter Anleitung der Theaterpädagogin Ulrike Lück das Stück verfassten und einstudierten. Die Uraufführung fand am 30. September in Arkeden statt, am 21. Oktober wird es im Kulturheim in Deutschweißkirch/Viscri um 16 Uhr zum letzten Mal geboten. Koordiniert hat das Projekt Andrea Rost.
Die drei Ortschaften waren ausgewählt worden, weil es in ihrer Geschichte deutliche Unterschiede gibt: In Arkeden lieferte eine Wirtschaft soviel, wie später die LPG, erzählt eine der interviewten Frauen, zu erkennen ist das am Foto mit der Flut an riesengroßen Scheunen. Malmkrog war ein Hörigendorf, gezeigt wird das Gutshaus der Apafis. An Schäßburger Besonderheiten und bewahrenswerten Baudenkmäler fanden die Schüler u.a. die Schülertreppe, schildern aber auch das Einführen der Eisenbahn. Über Geschichte und Baudenkmäler informieren die Kinder sich, um Prinz Charles bei dessen Besuch ihre Heimat vorstellen zu können.
Gesprochen wird vorrangig Rumänisch, doch fließen auch ungarische und deutsche Sätze ein. Die Aushebung zur Russlanddeportation erfolgt mit „Dawai, dawai“, dargestellt werden die Enteignungen und die Kollektivierung. Das Lied „Am cravata mea ...“ singend, marschieren die Pioniere auf, geschildert wird dann auch die Ausreise der Sachsen nach Deutschland. Eine der interviewten Frauen erzählt vom Besuch bei einer der ausgereisten Familie und sagt, die Sachsen träumen sich in Siebenbürgen. Sie rät den Kindern, nicht allzu weit weg vom Heimatort zu ziehen. Am Schluss stellen die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sich und ihre Berufswünsche vor. Rund die Hälfte will ins Ausland gehen. Auf dem Spaziergang in die Vergangenheit lernten sie zuvor jedoch ihre Heimat kennen und schätzen.