Bukarest/Oberwischau – Die vom deutschen „Projekt Maramureş“ in Oberwischau/Vișeu de Sus betriebene Hilfseinrichtung für Jugendliche mit sozioemotionalen Entwicklungsstörungen sieht sich mit dem Vorwurf der Misshandlung von vier zwischen 14 und 17 Jahre alten, auf Vermittlung deutscher Jugendämter eingewiesenen Heranwachsenden konfrontiert.
Am Dienstag inspizierten Polizisten und Staatsanwälte der Abteilung für die Untersuchung von organisierter Kriminalität und Terrorismus (DIICOT) die Anlage und nahmen mehrere Personen fest. Der Projektleiter Bert Schumann wird derzeit festgehalten, seine Frau Babett steht unter polizeilicher Aufsicht. Neben den Missbrauchsvorwürfen formuliert die Staatsanwaltschaft gegenüber den Verdächtigen die Anschuldigung des Menschenhandels, des Handels mit Minderjährigen und der Freiheitsberaubung, der Veruntreuung großer Teile der vom deutschen Staat bereitgestellten finanziellen Mittel sowie der Bildung einer „organisierten kriminellen Vereinigung“ mit dem Zweck der Ausbeutung der Jugendlichen. Dies alles sei im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 geschehen.
Arbeitsminister Marius-Constantin Budăi ließ derweilen verlauten, die Kinderschutzbehörde sei eingeschaltet worden, aufgrund des laufenden Verfahrens könne er allerdings keine weiterführenden Details preisgeben. Er betonte jedoch, dass die Eltern der betroffenen Jugendlichen auf dem Weg von Deutschland nach Rumänien seien: „Mithilfe der Kollegen vom Außen- und Justizministerium haben wir die Verbindung zur deutschen Botschaft aufgenommen, welche wiederum die Familien der Kinder kontaktiert hat (...). Es ist wichtig zu betonen, dass diese Kinder dort hingekommen sind auf der Grundlage einer gerichtlichen Entscheidung, die von einer Instanz in Deutschland formuliert worden ist.“ Das Kontrollteam sei zur Kreisagentur für Zahlungen und Sozialinspektion (AJPIS) geschickt worden und habe am Morgen des gestrigen Donnerstags die Arbeit aufgenommen.