Bukarest – Sozusagen mit den „letzten Wahlschocks in den Knochen“ versammelten sich am Sonntag, den 23. Februar, Botschaftspersonal und geladene Gäste, darunter Vertreter der deutschen Minderheit, in der Residenz des deutschen Botschafters. Botschafter Dr. Peer Gebauer hatte zum Wahlabend eingeladen, um die Wahl als „Hochamt der Demokratie“ zu feiern und gemeinsam die ersten Hochrechnungen der vorgezogenen Bundestagswahl zu verfolgen.
Entsprechend schwarz-rot-gold dekoriert waren die Räumlichkeiten, in denen auf drei Bildschirmen die Wahlberichterstattung von ARD und ZDF lief. Nach der kurzen Begrüßung durch den Botschafter war noch etwa eine Dreiviertelstunde Zeit bis zur traditionellen ersten Hochrechnung um 18 Uhr Mitteleuropäischer Zeit. Während sich die Gespräche unter anderem um die logistischen Schwierigkeiten mit der Briefwahl drehten – die Wahlunterlagen waren erst sehr spät verschickt worden –, stieg die Spannung merklich an.
Punkt 18 Uhr versammelten sich dann alle vor dem großen Bildschirm, die ersten Prozentzahlen wurden ruhig aufgenommen, größere Gefühlsausbrüche waren nicht zu vermelden. Das dürfte einerseits an dem offiziellen Rahmen gelegen haben, andererseits an den Ergebnissen selber. So lagen diese letztlich – anders als im Fall der rumänischen Präsidentenwahl – relativ nah an den letzten Umfragewerten.
Zudem konnte die Spannung nicht wirklich entweichen, da zunächst zwei Parteien, die FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht, knapp unter der Fünfprozenthürde lagen, jedoch klar war, dass ein Einzug ins Parlament im Zuge der Auszählung noch möglich wäre – mit entscheidenden Folgen für die Frage der Koalitionsbildung.
Botschafter Dr. Peer Gebauer betonte anschließend gegenüber der ADZ, dass freie, geheime und gleiche Wahlen, wie sie am Sonntag in Deutschland stattfanden, uns zwar selbstverständlich erscheinen, dies aber in vielen anderen Ländern nicht seien. Zu dem vorläufigen Resultat mit der Union als gesichertem Wahlsieger sagte er: „Nach jetzigem Stand können wir alle davon ausgehen, dass Friedrich Merz der neue Bundeskanzler wird. Ich glaube, das ist für Europa und auch für Rumänien eine gute Nachricht. Er ist ein Politiker mit einem klar proeuropäischen Profil und Kurs.“
Mit Blick auf die Stimmverteilung insgesamt sprach der Botschafter von einem Ergebnis, „dass die demokratischen Parteien ganz stark in der Mehrheit sieht und – egal, ob man es vielleicht mit den einen oder den anderen hält – ich glaube, für diejenigen, die auf eine starke Demokratie in Deutschland setzen, ist das erst einmal ein gutes Ergebnis“.
Auf die neue Bundesregierung sieht der Botschafter eine Menge Arbeit zukommen, bei einer weltpolitischen Lage, die komplizierter sei denn je. Dementsprechend fügte er an: „Ich glaube, alle wünschen sich, dass die Regierungsbildung möglichst schnell und möglichst partnerschaftlich realisiert werden kann und dass dann wieder regiert wird.“