Reschitza – Wie bereits berichtet sind die ersten fünf Angeklagten des Skandals um den Studienschwindel an der Reschitzaer Universität „Eftimie Murgu“ (UEM) dem Gericht übergeben worden: die Hochschullehrer, die für Geld oder sexuelle Gegendienste Prüfungen schacherten, Lizenz- oder Doktorarbeiten verkauften und Prüfungen für Höchstbewertungen „arrangierten“. Die schwierigeren Fälle – Ex-Senatschef und Ex-Securitatemajor Marian Mihăilă (seinen Hochschultitel, „Prof.Dr.“, spricht man lieber nicht aus), die Staatsanwältin Otilia Micloşină, oder Polizeiquästor Grigore Stolojescu – hat Staatsanwältin Denisa Cristodor von der Generalstaatsanwaltschaft in Bukarest von den ziemlich einfach sich darstellenden Fällen, da hier die Delinquenten teilweise in flagranti erwischt wurden, getrennt.
Sohn eines Ex-SIE-Generals sein
Dazu gehört nicht nur der Fall des Studenten Ştefan Negrea, der im Hochschuljahr 2012-13 ein einziges Mal an der UEM gesehen wurde (am 10.-11. Juli 2013), obwohl er da Student beim Tageskurs war (aber zeitgleich auch Tageskursstudent an einer Temeswarer Hochschule), wo er angeblich „Internationales Europäisches Recht“ studierte und dank der Interventionen und des Amtsmissbrauchs von Mihăilă Prüfungen bestand, denen er sich nie gestellt hatte. Das geht aus abgehörten Telefongesprächen zwischen Marian Mihăilă und dem Vater Ştefan Negreas, Lucian Negrea, hervor, einem General a.D. des Auslandsgeheimdienstes SIE, der sich in Reschitza/Reşiţa seine Rente mit allerlei Nebenjobs „aufbessert“. Die Abhörprotokolle sind von den Internetmedien veröffentlicht worden. Übrigens: Ştefan Negrea hat in seinem ersten Studienjahr in Reschitza alle Prüfungen glänzend bestanden, nachdem die graue Eminenz Mihăilă alle möglichen Hürden beiseitegeschafft hatte.
Wie Entfernungen geschrumpft werden
Die Runde macht noch ein anderer Fall, der physisch unmöglich sein müsste: drei Damen, öffentliche Beamtinnen (damals Referentinnen, heute Beraterinnen) des Kreisrats Jassy/Iaşi, haben 2010-2012 im Tageskurs die UEM besucht und mit Höchstnoten die Lizenzprüfung 2012 bestanden – Vorsitzender des Prüfungsausschusses war natürlich Marian Mihăilă. Man fragt sich heute in Reschitza, wie die Entfernung von 800 km zwischen Jassy und Reschitza (mit dem Pkw sind das im Glücksfall zehn Stunden Fahrt in eine Richtung) zurückgelegt werden kann, um zeitgleich einen Fulltimejob wie Tageskursstudent auszufüllen und den Kreisrat Jassy im Achtstundenprogramm zu beraten. Wohl nur mit Hilfe des UEM-Senatschefs Marian Mihăilă (ein BMW X6-Fahrer). Auf alle Fälle erscheinen die drei Damen sowohl bei ihrem Dienstherrn, dem Kreisrat Jassy, als auch an ihren Studienplatz, der UEM, als „anwesend“, wie eine Reschitzaer Onlinepublikation sich überzeugen konnte.
Höchstverdiener mögen Peanuts
Die beiden anderen zusammen mit Mihăilă untersuchten Personen hatten an der UEM nur Nebenjobs – wohl zwecks Lohnaufbesserung... – ausgefüllt. Doch sowohl die Staatsanwältin Otilia Micloşină, als auch der Polizeigeneral Grigore Stolojescu (er unterrichtet gegenwärtig hauptberuflich am Bukarester Institut für Öffentliche Ordnung, nachdem er vorher Chef des Polizeiinspektorats Karasch-Severin war) tauchen in den Abhörprotokollen des Inlandsgeheimdienstes SRI (mit dem die Staatsanwaltschaft auch in diesen Fällen eng zusammengearbeitet hat) als eifrige Kollaborateure des „Systems UEM“ auf, das in höchstem Maß durch den mit allen Wassern gewaschenen nun zurückgetretenen Senatschef und an der gutgläubigen Rektorin Doina Frunzăverde („Ich hätte mir das alles so nie vorstellen können“, erklärte sie nach ihrem Verhör bei der Generalstaatsanwaltschaft in Bukarest den Medien) vorbei funktionierte und wo Senatschef Marian Mihăilă die Fäden souverän in seinen Händen hielt. Dies das bisherige Bild von der peinlichsten Affaire des Bildungswesens in der Geschichte des Banater Berglands.
Bezüglich des nun staatsanwaltlich untersuchten, inzwischen zurückgetretenen Vorsitzenden des Senats der UEM, Marian Mihăilă, sei daran erinnert, dass er bis 1989 seitens der Securitate für „Fragen der Intellektuellen“ des Banater Berglands verantwortlich war und sehr häufig in den Kulturinstitutionen Karasch-Severins auftauchte, immer aber bei kulturellen Veranstaltungen dabei war. Am 16. Dezember 1989, vormittags, tauchte er in der Sektion für Audiovisuelles der Kreisbibliothek in Reschitza auf und „lieh“ von dort mehrere Schallplatten mit patriotischer Musik – die dann ab dem 20. Dezember, als die Revolution auch in Reschitza ausbrach, am Hauptplatz aus den Lautsprechern erklang... Er gehörte anschließend zu den ersten „Vertrauenspersonen“ der Revolutionäre von Reschitza, betrat aber das Kreisratsgebäude, wo deren Hauptquartier war, immer nur in der Morgen- oder Abenddämmerung.
Werner Kremm