Temeswar (ADZ) – Der gebürtige Temeswarer und langjährige Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, beklagt in einem offenen Brief an Bürgermeister Nicolae Robu den laut ihm erbärmlichen Zustand der Vorbereitungen für das Kulturhauptstadt-Jahr 2021. Holender, der vor zwei Jahren auf das Amt des Ehrenvorsitzenden des Temeswarer Kulturhauptstadt-Vereins verzichtete und damals die Arbeit des Vereins und vor allem der Vereinsleiterin Simona Neumann hart kritisierte, übt nun eine ähnlich harte Kritik an dem Verein, warnt jedoch auch davor, dass der Stadt die Zeit davon läuft und sie vor einem vorprogrammierten Misserfolg steht, der kaum noch abzuwenden sei.
Holender fordert Robu auf, endlich eine Überprüfung der Tätigkeiten des Vereins anzuordnen, da sich die Kritik an der Arbeit und dem Führungsstil Simona Neumanns angehäuft habe und die Lage gegenwärtig mehr als besorgniserregend sei. Die Unzufriedenheit sei bereits zu groß, Robu sehe aber darüber hinweg und vertraue weiterhin der Vereinsleitung. Dies sei ein gravierender Fehler, der durchaus negative Konsequenzen für das internationale Ansehen der Stadt Temeswar haben werde, schreibt Holender.
Der Leiter des Rumänischen Kulturinstituts (ICR) in Tel Aviv habe ihn unlängst auf die Zustände im Temeswarer Kulturhauptstadt-Verein aufmerksam gemacht, da das Institut ein gemeinsames Projekt für 2021 angeregt habe, Vereinsleiterin Neumann sich jedoch nicht einmal bemüht habe, höflichkeitshalber auf die zahlreichen Mails und Anrufe aus Tel Aviv zu antworten. Darüber hinaus hätten Holender zwei österreichische Zeitungen angesprochen und nach dem Kulturhauptstadt-Programm gefragt, doch konnte er keine Antwort geben, so Holender. Eine schlechte Presse müsse jedoch vermieden werden. Letztendlich trage der Bürgermeister die politische Verantwortung für das, was 2021 in Temeswar geschehen oder nicht geschehen werde. Deshalb sei Robu aufgefordert, umgehend und zum Wohle der Stadt zu handeln, damit das Projekt „Temeswar, europäische Kulturhauptstadt“ doch nicht zu dem sich gegenwärtig abzeichenden Desaster werde.
Auf Holenders Kritik antwortete Bürgermeister Robu bisher noch nicht. Vereinsleiterin Neumann erklärte jedoch, dass Holender über die Arbeit des Vereins nicht informiert sei, weil er sich nicht informieren wolle. In Zusammenhang mit dem ICR in Tel Aviv handele es sich um ein Missverständnis: Der ICR-Leiter habe Neumann von einer unbekannten Nummer angerufen, deshalb konnte sie nicht zurückrufen. Die Mails seien nicht angekommen, weil es ein Problem mit dem Server gegeben habe und sie im Spam-Ordner gelandet seien.