Hermannstadt (ADZ) - Am 3. November wurde Silviu Vexler, parlamentarischer Abgeordneter der Föderation der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien (FCER), mit der Honterusmedaille des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) ausgezeichnet. Die feierliche Zeremonie, eröffnet von Martin Bottesch, Leiter des Siebenbürgenforums, fand im Spiegelsaal des Forumshauses in Hermannstadt statt. Es sprachen die Botschafter Deutschlands, Peer Gebauer, und Israels, Reuven Azar, sowie Baruch Tiberiu als Vertreter des FCER in Hermannstadt. Ferner beehrten Staatssekretärin Enikö Lacziko, Leiterin des Departements für Interethnische Beziehungen an der Regierung Rumäniens (DRI), die deutschen Konsu-linnen Kerstin Ursula Jahn (Hermannstadt) und Regina Lochner (Temeswar) und Oberrabbiner Rafael Shaffer die Veranstaltung. Die Laudatio hielt der Abgeordnete des DFDR, Ovidiu Ganț, als politischer Weggefährte und Freund Vexlers. Urkunde und Medaille überreichten Bischof Reinhart Guib (EKR) und Martin Bottesch.
„Heute ehren wir eine phantastische Person, voller Ideen, Pläne und Projekte, mit Begeisterung aktiv in vielen Gebieten, immer unterwegs“, hob Botschafter Gebauer an. Das Wichtigste aber sei die „großartige Kooperation“ zwischen der deutschen und der jüdischen Minderheit, „nicht selbstverständlich in Anbetracht der Geschichte“. Gemeinsam konnten Silviu Vexler und Ovidiu Ganț mehrere bedeutende legislative Maßnahmen durchsetzen, die auch der deutschen Minderheit zugute kommen.
In seiner Laudatio unterstrich Ganț, dass bisher sehr wenige Nicht-Deutsche die Honterusmedaille erhalten hätten.
Vexler ist seit 2013 Abgeordneter der jüdischen Minderheit und wurde 2020 zum Vorsitzenden der FCER gewählt. Sein Vorgänger in beiden Ämtern und Mentor war der 2021 verstorbene Aurel Vainer, der 2019 als erster Nicht-Deutscher die Goldene Ehrennadel des DFDR erhielt. Im Oktober 2020 wurde Vexler von Staatspräsident Klaus Johannis mit dem Nationalen Verdienstorden im Grad eines Ritters ausgezeichnet. Vexler habe sich auch als Förderer der deutsch-israelischen sowie österreichisch-israelischen Beziehungen „mit besonderen Ergebnissen“ hervorgetan. Für seine Tätigkeit habe er „übermenschliche Opfer“ auf Kosten von Familie und Gesundheit erbracht.
Gan] betonte auch, dass sowohl Vainer als auch Vexler 2018, als die deutsche Minderheit und Staatspräsident Klaus Johannis Opfer der von der PSD und ihrem damaligen Vorsitzenden instrumentalisierten Diffamierungskampagne wurden, als einzige öffentlich dagegen Stellung bezogen haben.
Ein Höhepunkt der Kooperation der beiden Abgeordneten war 2020 die Verabschiedung der beiden Gesetze zur Entschädigung der Kinder der ehemaligen Deportierten und politisch Verfolgten. Der legislative Rahmen, der zur Anhebung und Ausweitung der finanziellen Unterstützung für die Opfer der Verfolgungen im Kommunismus, einschließlich deren Nachkommen, führte, sowie der in die Sowjetunion oder in den Bărăgan Deportierten, käme rund 100.000 Personen zugute. Gleichzeitig wurden die Entschädigungen abgeschafft, welche an ehemalige Mitglieder der Legionärsbewegung und Kriegsverbrecher gezahlt worden sind.
Das Gesetz über Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung des Antisemitismus, das Gesetz über das Gründen des Nationalen Museums der Geschichte der Juden und des Holocausts in Rumänien, die Einführung der Geschichte des Holocausts als Pflichtfach in den Lyzeen, die Maßnahmen zur Unterstützung der EKR und FCER, die Gesetzesnovellen für das Klären des Fiskalstatus der Kirchen und Gebetshäuser, sind weitere Beispiele für konkrete Ergebnisse zugunsten beider Gemeinschaften.
Vexler betonte in seiner humorvollen Dankesrede, sich mit Leib und Seele seiner Aufgabe, die Kooperation der Minderheiten zu fördern, verschrieben zu haben. Aufgewachsen in Roman „mit einem historisch bedingten Hass auf Deutsche, die Großeltern zur Zwangsarbeit deportiert“ hatten, habe er seine Meinung dank des DFDR und Ovidiu Gan] geändert. Aus der Kooperation der beiden Parlamentarier habe sich eine echte Freundschaft entwickelt, die sich auf die beiden Gemeinschaften ausgeweitet hat. „Ich glaube sehr stark an die Idee der Normalität“, motiviert Vexler seinen Einsatz.
Die Medaille im Namen des Reformators Siebenbürgens, Johannes Honterus, wird seit 1999 vom Siebenbürgenforum verliehen, seit 2014 gemeinsam mit der EKR.
(Lesen Sie hierzu auch am Mittwoch in der BZ)