Im Donaudelta und in Amerika

Der Roman ist spannend zu lesen

Cătălin Dorian Florescu
Der Mann, der das Glück bringt
Roman
H. C.Beck München

Der Autor wurde 1967 in Temeswar geboren, ist als 16-Jähriger mit seinen Eltern illegal über die Grenze gegangen. Er lebt in Zürich, jetzt als freischaffender Schriftsteller. Das ist möglich, weil er ein äußerst produktiver Autor ist, er hat mehrere Preise und Stipendien erhalten. Im Banat spielt sein Roman „Jakob lernt zu lieben“.
Das Buch, das hier besprochen wird, spielt im Donaudelta und in Amerika. Es beginnt im Jahr 1899 und dauert bis heute. Es handelt sich um gute Unterhaltungsliteratur, ich bin aber erst in der Hälfte des Romans draufgekommen, um dieses gerechte Urteil zu fällen. Das war die Stelle mit dem 11. September und den zwei Hochhäusern in New York. Erst in dem Moment dachte ich: Wenn der Autor das braucht,dann ist es Karl May oder Kitsch, denn gewöhnlich ist für solche Autoren das Allergrößte gerade gut genug.

Dabei hätte ich schon bei der Anlage des Romans etwas merken müssen: Das Donaudelta ist mit seinen Schilffeldern und Seen, der Vogelwelt und den Fischern die Attraktion in Rumänien, hinzugerechnet die Hafenstadt Sulina zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als Draufgabe noch ein Lepradorf. Wie gelangt man aber von Sulina nach Amerika? Über das Meer natürlich, es liegt ja vor der Haustür, man muss bloß ein Schiff besteigen, denn das Meer ist das Meer. So weit ich es beurteilen kann, kennt der Autor das Delta gut, jedenfalls besser als ein Tourist, alles in den Beschreibungen stimmt und einige Landschaften sind sogar ungewöhnlich.

Amerika ist so gemacht, wie ich es in einem neueren amerikanischen Film gesehen habe, für den die Zeit um 1900 in Cinecittŕ bei Rom nachgebaut wurde. Das ist gar kein schlechtes Modell. Hinzu kommen als besondere Würze noch die Juden aus Galizien, die nach Amerika ausgewandert sind. In der Art, wie diese Kapitel geschrieben sind, fühlte ich mich sogar an das Amerika-Fragment von Franz Kafka erinnert, das ich einmal gelesen habe.

Insbesondere wegen den essayistisch geschriebenen Stellen über die amerikanischen Komiker, die dann durch den Stummfilm und auch später bekannt wurden. Das ist das Beste, was es in deutscher Sprache zu diesem Phänomen gibt. Damals waren die Dinge noch getrennt, denn heutzutage sind einige Politiker die besten Unterhalter im Fernsehen.
Ich habe mich in diesem Fall auch vom Internet nicht beeinflussen lassen, dort findet man allerhand über diesen Roman, die Besprechung im Spiegel Online z. B.sagt im Untertitel „Aus den Kellerlöchern der Geschichte“. Man kommt aber nicht auf Anhieb drauf, was in diesen Texten Werbung ist oder eventuelle Literaturkritik.
Deshalb bleibe ich bei meiner Meinung: Spannende, fantasievolle Unterhaltungsliteratur, die in den besten Stellen sogar über Karl May hinausgeht.


Hans Liebhardt