Temeswar (ADZ) – Nachdem Bürgermeister Dominic Fritz in einem offenen Brief die Verteilung des Covid-19-Impfstoffes hart kritisiert hatte, antwortete der Vorsitzende des nationalen Koordinierungsrates für die Massenimpfung, Valeriu Gheorghiță, dass die Eröffnung neuer Impfzentren nicht möglich sei. Grund hierfür sei der Mangel an Impfstoff und der Anteil der älteren Bevölkerung. In Westrumänien sei die Bevölkerung nicht derart überaltert, sagte Gheorghiță, so dass vorläufig keine zusätzlichen Impfzentren eröffnet werden müssen. Er gäbe zwar zu, dass die Nachfrage die Vorstellungen der Behörden übertroffen habe, doch der Mangel hänge nicht damit zusammen, sondern mit der geringeren Zuteilung an Impfstoff durch den Hersteller Pfizer.
Der für die Nicht-Eröffnung der insgesamt 17 versprochenen Temeswarer Impfzentren kritisierte Bürgermeister hatte in seinem Schreiben an Gheorghiță und an Gesundheitsminister Vasile Voiculescu vor allem die Transparentmachung der Verteilungskriterien gefordert, da das Regionale Verteilerzentrum Temeswar, von wo aus auch die Nachbarkreise Arad, Karasch-Severin und Hunedoara versorgt werden müssen, die im Landesvergleich geringste Impfstoffmenge bekommt. Die Planungsstelle in Bukarest müsse deutlich mehr Vorhersehbarkeit an den Tag legen und gleichzeitig den Verteilungsschlüssel verbessern, hatte Fritz geschrieben. Die Öffentlichkeit frage sich nicht umsonst, warum das Regionale Verteilungszentrum Temeswar derart benachteiligt werde. Der Kreis Temesch weise weiterhin eine verhältnismäßig hohe Infektionsrate auf, aber dies vor allem deshalb, weil in Westrumänien weiterhin viel getestet werde, die Bürger ließen sich vermehrt auch privat testen. Deshalb sollte die Infektionsrate als zusätzliches Kriterium bei der Verteilung von Impfstoff herangezogen werden, man müsse dort impfen, wo mehr Infektionen nachgewiesen werden, schrieb der Bürgermeister.
Laut Gheorghiță werden alle von den Kommunalverwaltungen geplanten und teilweise auch eingerichteten Impfzentren nur dann eröffnet werden, wenn der Impfstoffhersteller auch in der Lage ist, Rumänien mit ausreichenden Dosen zu versorgen. In Temeswar steht ein großes Impfzentrum bereit, es sollte Anfang dieser Woche eröffnet werden, doch davon ist vorläufig nicht mehr die Rede.
Mittlerweile lief die vor zwei Wochen verhängte Quarantäne der Vorortgemeinden Girok/Giroc, Neumoschnitza/Moșnița Nou˛ und Ghiroda aus, für die Gemeinde Dumbrăvița wurden die Ausgangssperren für weitere sieben Tage verlängert. Ortsbürgermeister Horia Bugarin und der Kreisratsvorsitzende Alin Nica erklärten sich dagegen, die Maßnahme habe wenig bis gar nichts gebracht und nur die Bürger in ihrem Alltag behindert. Nica sagte, man müsse Temeswar und seine Vororte im epidemiologischen Sinn als ein Ganzes betrachten, die Tatsache, dass es sich um getrennte Verwaltungen handelt, sei unerheblich. Am Sonntag war die Infektionsrate im Kreis auf 3,52 pro tausend Einwohner gesunken, sie ist jedoch weiterhin die landesweit höchste. In Temeswar lag sie bei 4,17, in Dumbrăvița bei 8,25. Der Höchstwert wurde mit 8,32 für die Kleinstadt Rekasch/Recaș angegeben.
Bis Sonntag wurden im Kreis Temesch 19.812 Bürger geimpft; in den erst seit dem 18. Januar geöffneten Impfzentren der zweiten Phase waren es knapp 3000. Probleme gab es im Krankenhaus der Kleinstadt Detta/Deta: Man habe dort 45 Bürgern neue Termine geben müssen, weil die Leitung des Spitals ältere Personen impfen ließ, die ohne festgelegten Termin erschienen waren. Der Epidemiologe habe dann entschieden, auch diese Personen zu impfen, weil sie zu den Kategorien gehören, die in der zweiten Phase geimpft werden. Die Gesundheitsdirektion habe eine Kontrolle veranlasst. Währenddessen fahren zahlreiche Temeswarer in die Kleinstädte der Nachbarkreise, um sich impfen zu lassen. Auch öffentliche Behörden oder sonstige Einrichtungen, deren Mitarbeiter in der zweiten Phase geimpft werden können, buchten Termine für ihre Angestellten in Lugosch, Karansebesch/Caransebeș und Orawitza/Oravița, auch die 160 Kilometer entfernte Kleinstadt Neumoldowa/Moldova Nouă und das in 130 Kilometer Entfernung liegende Munizipium Salonta im Kreis Bihor sind inzwischen Ziele von Impfausflügen.